Es gibt Sommer, es gibt miese Sommer, und es gibt Jahrhundertsommer.
Wir haben einen Jahrhundertsommer. Das schon bei 18% ( für Mathegenies: auf das Jahrhundert bezogen) der zur Verfügung stehenden Zeit so genau zu wissen, ist schon beeindruckend. Da haben doch einige Medien tatsächlich ihre Glaskugel aus dem Schrank gekramt und lassen uns alle an ihren seherischen Fähigkeiten teilhaben.
Wann ist ein Sommer denn eigentlich ein Jahrhundertsommer? Und ist 2018 wirklich wärmer als 2003, der erste Jahrhundertsommer dieses Jahrhunderts, und sprechen wir weiter in der Superlative und werden etwas genauer, handelte es sich eigentlich ja um einen Jahrtausendsommer.
Einigen wir uns darauf, es war wirklich warm in diesem Jahr.
Es fing früh an, schon im April, und es ging durchweg heiß und trocken weiter, bis zum Ende September.
Wir hatten die meisten Wald- und Flächenbrände in diesem Sommer, und wenn es nicht die Hitze war, die Feuer unterstützt hatte, hat die Bundeswehr ihr übriges dazu getan. Jetzt brennt ein Moor im Emsland, ganz ohne Zutun des Sommers.
Warum nur empfinden wir durchgängige Sonnenstrahlen als etwas so Außergewöhnliches. Erinnere ich zurück, war es normal in meiner Kindheit, ab Anfang Mai in Röcken und T-Shirt in die Schule zu gehen. Manchmal gab es morgens noch eine Strickjacke dazu, aber die sorgte immer eher für Diskussionen, denn Anfang der 80er hatte so eine Strickjacke noch keinen modischen Charakter und war eher bieder und langweilig.
Früher war ein Sommer halt ein Sommer, und wenn es zu heiß war, gab es auch mal ein Gewitter.
Unser Problem ist nur, dass durch die Klimaerwärmung, oder wie Hr. Trump sagen würde, das Gerücht über eine Klimaerwärmung, und durch das chaotische Wetter der letzten Jahre, nichts mehr so ist, wie es sein sollte.
Winter sind zu warm und haben keinen Schnee mehr, und Sommer sind verregnet.
Und wenn es dann doch einmal richtig warm wird, dann flippen gleich alle aus, anstatt die grandiose Vitamin D- Zufuhr zu genießen und aufzutanken. Nach dieser doch etwas desaströsen WM-Teilnahme hat dieser Sommer trotzdem unsere Wirtschaft, und die Wirtschaften, angekurbelt. Grillfleisch und Bier wurden in großen Mengen konsumiert. Gut, das bringt vermutlich wieder die Veganer und Vegetarier auf die Bühne, aber ich bin sicher, Tofu, Grillkäse und Gemüse ließen sich für die, die es mögen, auch gut grillen.
Alles Schöne hat einmal ein Ende, und dieser Sommer tat dies mit einer Inszenierung, die heftiger nicht hätte arrangiert werden können.
Endzeitstimmung.
Gerade noch 29° und nächtliches Geschwitze, da sind der Mann und ich bibbernd bei offener Terrassentür letzte Nacht aufgewacht, weil wir zu Eisklötzchen gefroren waren, da half kein Extremkuscheln und kein Aneinandergeklebe, da gab es nur eins: Tür zu, mehr Decken her!
Was allerdings am nächsten Morgen stattfand, hatte eher etwas mit einem Weltuntergang zu tun, so wie ich ihn mir vorstellen würde, wenn ich müsste. Abgesehen von den plötzlich einstelligen Temperaturen, verfärbte sich der Himmel schwarz und es stürmte und regnete als gäbe es einen Knopf für Hurricane ähnliche Herbststürme, der gerade versehentlich gedrückt und noch einmal mit einer kleinen Portion Tornado versehen worden wäre. Dazu Dauerregen. (gerade waren alle Fenster blitzeblank geputzt (externer Profi))
Von einer auf die andere Minute war alles anders, und es stürmte durch die Bäume, Äste krachten ab und das trockenen Sommerlaub fegte mit spannender Geschwindigkeit waagerecht, von rechts nach links, an meinem Fenster vorbei. Da halte ich es mit Rudi Carell: Wann wird´s mal wieder richtig Sommer….
Ich will den Sommer zurück!
Ihr Fräulein Lindemann