Ich gehe in den Urlaub und bin am 1.Januar mit neuen Geschichten zurück.
Fräulein Lindemann
Ich gehe in den Urlaub und bin am 1.Januar mit neuen Geschichten zurück.
Fräulein Lindemann
In allen Journalen, zur zeit leider nicht mehr beim Friseur und beim Zahnarzt zu lesen, wimmelt es von dürren, jungen Mädchen.
Niedliche Models mit Streichholzarmen und Streichholzbeinchen. Dazwischen befindet sich eine Einbuchtung, die bei mir eher eine Außenwölbung ist, und ein paar Rippchen zeichnen sich durch die Klamotten ab.
Cellulite oder Hüftgold existieren in dieser Welt der Schönen und Dürren nicht.
Wieso lasse ich mir das gefallen? Ich bin immerhin noch die Zielgruppe der Cosmos, Elles, und Vogues dieser Welt, aber wieso geben die mir so ein fieses Gefühl?
Alles dreht sich immer ums Aussehen, je dünner, desto besser und desto disziplinierter wirken Menschen.
Eine ganze Industrie lebt von Abnehmbüchern, Pillen, Sportvideos (sagt man das noch?) und Diätgeheimnissen.
Bei mir ist das ja so, je mehr ich abnehmen möchte, nicht um eines dieser Streichholzmädchen zu sein, und desto mehr ich darüber nachdenke ein winziges kleines Kilo (oder 2-3) von meinem Körper zu verabschieden, je mehr setze ich mich mit Essen und Getränken auseinander. Also nicht im theoretischen Sinn, sondern ja, im sehr, sehr praktischen und realen Sinn.
Corona ist hier leider nicht unterstützend, und der Mangel an Bewegung der letzten Wochen und des weiterhin sehr gesunden Appetits, haben sich 2 ganz neue Kilos eingeladen und bleiben einfach. Jetzt denkt man, och, so 2-3 Kilo sind schnell verschwunden.
Sind sie aber nicht.
Der Plan war, dass geteiltes Leid ja bekannter Massen halbes Leid ist, und ich somit den amen Mann genötigt habe, sich auch auf die Waage und sich dem darauf angezeigten Ergebnis zu stellen.
Der Mann war nicht glücklich, wo er dies doch die letzten 3-5 Jahre durchaus umgehen konnte.
Wir stellten fest, Corona Speck ist nicht sexistisch, sondern für Gleichberechtigung und genderunabhägig.
Wir fassten einen Plan, der Mann nicht ganz freiwillig, aber mit Enthusiasmus dabei: wir machen Diät, und was schon in den 80er und 90er Jahren funktionierte, sollte auch uns weit nach vorne bringen.
Wir entschieden uns für die Kohlsuppendiät. Kohlsuppe, den lieben langen Tag, so viel man möchte, 5 Tage lang. Das Einstiegsgewicht wurde notiert und Tag 1 lief super an. Unsere Kohlsuppe war eher ein Wirsingeintopf und total lecker, allerdings nicht sättigend, und wie ich anfangs schon erwähnte, je mehr ich aufs Essen achten möchte, desto eher wird es mein Thema.
Tag 2 wachte ich mit Magenknurren auf, hielt aber weiter tapfer durch. Der Mann war cool, und es fiel ihm viel leichter als mir. Er war tapfer.
Tag 3 musste eine neue Suppe her, und wir entschieden uns für die klassische Variante mit Weißkohl. Davon kann ich nur abraten, denn ich kann Ihnen sagen, das war ein sehr schwieriger Tag. Der Geschmack diese Gerichts hinterließ eine klitzekleine Übelkeit in meinem Magen und ich war dadurch zügig satt.
Am 4 Tag pürierte ich die Suppe, würzte mit Chili und hätte meine Mittagsportion fast postwendend wieder heraufgeholt.
Gruselig.
Der Mann war tapfer, versicherte mir, er würde die Suppe lieben und nahm sogar Portionen mit zur Arbeit.
Tag 5 fiel für mich aus, wollte dem Mann sein neues Lieblingsgericht auch nicht wegessen. Tag 5 war für mich Kohlenhydratfrei und ich redete mir ein, dass das quasi auch zählt und vor allem wirkt.
Die Zwischenbilanz auf der Waage verlieh uns Flügel. Jeder hatte zwischen 1,5-2 KG weniger zu verzeichnen.
Der Mann und ich waren sehr zufrieden mit unserer Ausbeute der ersten 2/3 Woche.
Dann kam das Wochenende, und wir haben ein wenig normaler weitergegessen. Nichts richtig Schlimmes, wirklich,und wenig Alkohol.
Der Montagmorgen ereilte uns jedoch mit voller Wucht, und ich möchte sagen, die Waage wäre fast aus dem Fenster geflogen. 5 kasteiende Tage, ein beinahe Kohlsuppenerbrechen und 300 Gramm mehr? Das geht ja wohl gar nicht.
Ich habe jetzt ein Buch über ketogene Ernährung im Internet bestellt, und während ich das bestellte, hatte ich ein Glas Wein in der Hand und stieß mit dem Mann an, die andere Hand dann und wann in die Chipsschale neben uns auf dem Sofa greifend.
Corona Kilos, die so frech und unverschämt gekommen sind, werden auch wieder gehen… Irgendwann.
Wie sagte schon Vivien Leigh in „vom Winde verweht“ sagte: morgen ist ein neuer Tag…“
Ihr Fräulein O`Hara
Corona ist blöd.
Jetzt mal unabhängig davon, dass das Virus für Menschen in Risikogruppen tödlich enden kann, und manchmal auch für Menschen, die vordergründig keiner dieser Gruppen angehören, ist Corona saublöd, und ich bin genervt.
Wir sind in der 6. Woche des Lockdowns und ehrlicher Weise muss man sagen, dass hier in NRW die Bestimmungen nicht ganz so krass sind wie beispielsweise im Saarland, oder in Bayern.
Das sind 6 Wochen Homeoffice und tausenden von Telefonkonferenzen, nach denen man irgendwann auch leer gesprochen ist und nicht mehr klar denken kann.
Ich vereinsame und bin genervt, was der Mann abends, wenn ich mich eigentlich auf ihn freuen sollte, weil ich dann ja nicht mehr allein bin, zu spüren bekommt.
Ich bin neidisch, dass er seinen Job ganz normal machen kann und jeden Tag mit echten, realen Menschen zu tun haben darf.
Neid ist kein netter Begleiter.
Seit Montag tragen alle hier Masken, wenn sie in Supermärkte, zur Post oder sonst irgendwie zum Einkaufen gehen. Ich verstehe nicht, wo der Unterschied von Sonntag, wo man das noch nicht musste, zu Montag liegt. War es da noch nicht so schlimm?
Das Virus treibt seit nun mehr als 2,5 Monaten sein Unwesen in Europa, wäre da nicht ein besserer Start-Zeitpunkt fürs Maskentragen gewesen als letzten Montag? Ich habe aufgehört alles verstehen zu wollen.
Ich kann nicht vernünftig atmen unter diesen Masken, mein Heuschnupfen ist da auch nicht besonders hilfreich.
Die Menschen machen fröhlich das Beste daraus. Da werden bunte selbst genähte Masken zum Statement- Accessoire, und alle zeigen ihren Individualismus, und tragen stolz ihre „witzigen“ Masken wie kleine Lemminge.
Aber was meckere ich, bin ja auch ein Masken- Lemming, und habe mich schon erwischt wie ich im Internet nach Stoffmasken in stylischem grau gesucht habe.
Ich habe es mit einem Face Shield als Maskenersatz versucht. Mein Kopf ist für das Gummi leider zu groß. Das Shield drückt, macht Kopfschmerzen und ruiniert meine Frisur. Jetzt schaut jeder verwundert und denkt, sie hat doch ein schmales Gesicht wie kann sie da einen so großen Kopf haben. Ja, hat sie aber nun mal.
Das weiß ich so genau, weil ich immer die größten Reit-, Ski- und Motorradhelme brauche.
Zuhause zu sein langweilt mich. Was ich am meisten vermisse? Andere Menschen zu sehen, zu umarmen… und Essen zu gehen.
Es ist Frühling draußen, und wir können wirklich froh sein noch hier zu wohnen, wo wir wohnen. Ländlich, grün und mit Garten, denn eigentlich wären wir jetzt schon stark mit unserem Umzug Richtung betongrau und Balkon beschäftigt. Dann könnte der Mann sich gar nicht so ausgiebig mit dem Rasen beschäftigen, und das macht er gerade sehr gerne. So großartig sah er in den letzten 8 Jahren noch nie aus. Also der Rasen. Corona sei Dank. Der Mann sieht natürlich immer toll aus.
Langeweile ist schlimm, da wurden auch die Kinder nicht von verschont. Das große Kind entschied am Karfreitag einfach, dass das kleine Kind dringend einen neuen Haarschnitt benötigt. Dem kleinen Kind war auch langweilig, somit froh über jede Ablenkung, wenn auch nicht die Konsequenzen einer solchen Entscheidung in der Lage abzusehen.
Der Mann und ich hielten uns raus. Es gibt Mützen, und irgendwie hatte das große Kind auch Recht, ein Haarschnitt war längst überfällig.
Das große Kind ist sehr spontan und ungeduldig, und somit saß das kleine Kind 10 Minuten später auf einem Hocker in der Badewanne. Das große Kind stand daneben, in der einen Hand eine Schere, in der anderen ein IPhone mit einem laufenden YouTube Editorial wie man am besten Haare schneidet.
Der Mann und ich lagen auf der Sonnenliege auf unserer Terrasse, lasen ein Buch, genossen den schönen Sonnentag und wunderten uns währenddessen immer mal wieder kurz über unsere Nachbarschaft. Der eine Nachbar kippte unentwegt Dreck und Gartenabfälle in seinen leeren Pool, der direkt an unserem Garten angrenzte, und der andere saß, ich schaute extra auf die Uhr, um 10 vor 1 auf seinem Aufsitzmäher und mähte seinen Rasen. Es war noch immer Karfreitag.
Corona macht auch gelassen mit Dingen, die man nicht ändern kann, und über die es sich nicht lohnt sich aufzuregen. Corona -Weisheit des Monats April: die Doofen sterben halt niemals aus.
Ihr Fräulein Lindemann
PS Der Haarschnitt ist erstaunlich gut gelungen!
Kennen Sie diese alten Worte, die plötzlich wieder auftauchen?
Manche davon kennen wir aus unserer Kindheit. „Schlickern“ zum Beispiel, also Süßes essen, oder sich „blümerant fühlen“. In den 80ern wir sind auf eine „Fete“ gegangen oder in die „Diskothek“.
Das Wort Schickeria (sehr bekannt aus „Kir Royal“- kennen Sie die Serie noch? Mittlerweile auch als Getränk wieder populärer) nutzt heute auch niemand mehr. Wer würde das heute wohl noch sagen?
Meine Omi sagte immer über die etwas reicheren Menschen, oder über die, die dachten sie seien etwas Besseres: die „Hottwollee“ (Haute Valleé) und sie benutze das Wort „hamstern“, wann immer es irgendwie passte.
Als Kind musste ich da immer lachen, da ich einen kleinen, hellbrauen Hamster mit riesigen, vollen Backen vor Augen hatte, aus denen er alles Nötige jederzeit hätte heraus ziehen können: Proviant für 3 Wochen, ein 2. Hamsterrad, einen guten Kumpel…
Meine Omi hat den 2. Weltkrieg als Mutter zweier Mädchen überstanden, mit Schwestern und Tanten auf dem Land, da wurde getauscht und Essen besorgt, und es wurde geschaut, dass jeder alles wirklich Nötige irgendwie zur Verfügung hatte.
Da wurde im Familienverbund für einander gesorgt, und man war solidarisch mit seinen Nächsten. Man war im Krieg, ob man wollte oder nicht.
Viele, sehr viele Menschen starben, wurden erschossen, verhungerten, erfroren oder ihre Häuser wurden zerbombt, und sie hatten nichts mehr.
Mütter verloren ihre Söhne, Frauen ihre Männer und Kinder ihre Eltern.
Alle hatten Hunger, aber es wurde geschaut, dass alle irgendwie satt wurden. Man sorge sich um- und füreinander.
Als kleine Extraherausforderung zum Krieg und die Nachkriegszeiten hatte meine Omi noch meinen Opi zum Mann, der als Musiker nicht wirklich zum Lebensunterhalt beigetragen hatte. Er war ein Künstler, und die wurden in dieser Zeit, außer mit viel Glück in kleinen Blaskapellen oder beim Schützenfest, nicht wirklich honoriert.
Er schenkte meiner Omi kurz nach dem Krieg noch ein 3. Mädchen. Wie meine Omi immer sagte, wo 2 Kinder sattwerden, werden auch 3 satt.
Mein Opi verließ kurz darauf meine Omi.
So musste sie nur noch für sich und drei Mädchen sorgen. Ein Erwachsener weniger. Diese Zeit machte sehr pragmatisch.
So lange ich denken kann hat meine Omi meiner Mutter bei jedem Besuch ein Fresspaket mit Mett- und Leberwürsten, Äpfeln, Butter und einem Päckchen Kaffee gepackt. Diese Versorgen und Essen mitgeben steckte in ihr drin. Auch mich macht Essen mit am glücklichsten ( @ Mann:… mit am. Nicht… am :-))
Ich kannh mich noch gut an unseren Keller erinnern als ich ein Kind war. Der glich irgendwie einem Supermarkt, denn da gab es eine riesige bis oben gefüllte Kartoffelkiste, irgendwo hing ein fetter Schinken, Toilettenpapier und Küchenrollen lagerten dort ebenfalls in Krankenhausmengen, Konserven und Marmeladen standen in den Regalen, und es gab einen Rumtopf. In der Waschküche standen zudem zwei riesige Kühltruhen, die bis zum Rand gefühlt mit 50 halben, in Schnitzel und Kotelett (und Schnibbelfleisch) zerkleinerten Tieren, 100 Kuchen und viel Eis (für den Rumtopf) gefüllt waren. Meistens hielt das Eis länger als der Rumtopf.
Wir hätten locker Monate überlebt. Nun gut, meine Mutter konnte nichts dafür, da waren wohl die Gene Schuld, und die frühe Prägung.
Bei meinen Tanten im Keller sah es ähnlich aus. Eine hatte sogar eine Obst- und Gemüseplantage. Sie wollte wohl ganz sicher sein.
Ich habe auch gerne alles da, nicht nur Essen, auch Schuhe, T-Shirts und Hosen.
Sogar Kissenbezüge habe ich gerne in größerer Auswahl da. Aber auch ich kann nichts dafür. Es steckt auch in mir.
Die Kinder und der Mann nennen mich gerne Frau Faber Castell, denn ich habe auch gerne Büroartikel zuhause und könnte ganz leicht einen Büroartikel-Laden eröffnen. Ich habe zuhause alles da, vom Minitacker, über Geodreieck und Zirkel, bis hin zu sämtlichen zur Verfügung stehenden Briefumschlägen, Stempel, Ordner und Klarsichthüllen. Klar, Papier mit unterschiedlichen Qualitäten und Grammzahlen selbstverständlich auch.
Hier kann ich auch nur auf meine Familiengeschichte verweisen und schulterzuckend sagen: nicht meine Schuld.
Heute finden wir uns auch in einer Situation wieder, in der gebunkert, gehamstert, wird.
Wir erleben derzeit einen Ausnahmezustand, einen Krieg ohne fassbaren Gegner. Die Sorge der Menschen wächst, und plötzlich ist sich jeder selbst am nächsten.
Die Generationen, die nicht die Vergangenheit meiner Omi haben, verhalten sich rücksichtslos, unsolidarisch und egoistisch.
Ich rede nicht vom Toilettenpapier, dem ich 2 Wochen hinterherlief und mich am Schluss mit einem 2-lagigen mit Fischen, Meerjungfrauen und Wassermännern zufriedengeben musste, und was mich tatsächlich sehr glücklich machte.
Auch nicht von den leergekauften Regalen, in denen zuvor Pasta in allen Farben und Formen stand, und der Mann und ich dem Kind ein Fresspaket an den Studienort schicken mussten, weil es in Frankfurt plötzlich keine einzige Nudel mehr gab.
Ich rede von Partys und Gruppentreffen, vom Irrtum die Quarantäne mit Urlaub oder Ferien zu verwechseln, sich an Desinfektionsmitteln und Gesichtsmasken finanziell zu bereichern und alles wegzukaufen, davon, unsere älteren Generationen nicht schützenswert zu behandeln, von Nerven, die völlig blank liegen.
Davon, dass wenn man auf offener Straße hustet, selbstverständlich in den Schal, sonst immer in die Armbeuge, von fremden Menschen, nur durch das Hustgeräusch getriggert, angeschnauzt wird und Belehrungen bekommt, weil sie in ihrer Panik nicht mehr richtig hinschauen.
Der Mann lacht da nur und ruft hinterher: ah, die Hustenpolizei kontrolliert wieder, ruhig mal besser hinschauen!
Ich platze fast, war zunächst jedoch so sprachlos, dass mir erst mal nichts Gescheites dazu einfiel, und danach wollte ich der Frau nicht auf offener Straße Bosheiten hinterherbrüllen.
Nun gut, ehrlicher Weise haben wir die Hustenpolizistin noch 400 m lang verfolgt, sind aber nicht mehr in Rufnähe gekommen (auf den Mann ist Verlass und der macht so eine Walking-Tour durch den halben Ort mit), und irgendwann war es dann auch gut.
Auch mich macht diese Zeit (scheinbar) aggressiver, und das, wo niemand den wir kennen vom Virus infiziert wurde, wo es den Mann und mich finanziell nicht ruiniert, so wie einige unserer Freunde, wir unsere beruflichen Existenzen nicht infrage stellen müssen, oder unsere Reserven aufbrauchen und nicht wissen, wie ein „Nach-Corona“ aussehen wird.
Ich versuche dankbarer zu sein, für unsere Gesundheit und die unsere Lieben!
Und ich freue mich auf die Zeit danach…
Fräulein Lindemann
Kurze Ferienzeit- dann bin ich zurück!
Fräulein Lindemann
Man sagt dem Alter ja so einiges nach. Eines davon ist, man wird angeblich weiser und entspannter.
So gesehen scheine ich noch nicht so alt zu sein, denn die Weisheit lässt auf sich warten. Ich kann nicht sagen, dass gerade auf das Alter selbst bezogen, ich weise in den Spiegel schaue. Kommt Weisheit eigentlich von Wissen? Und wenn, dann weiß ich ganz genau, das Alter hinterlässt seine Spuren. Ist das weise? Auf jeden Fall nicht entspannt.
Die Friseurin meines Vertrauens, ja die, die ich irgendwann man fragte, ob sie schwanger sei, und die es nicht war, sagte zu mir: entweder, man wird grau, oder die Haare werden dunkler. Ich dachte, meine Haare hätten sich für letzteres entschieden.
Leider deuten kleine Ansammlungen, ich will sie nicht wirklich Nester nennen, darauf hin, dass sich meine Kopfbedeckung ganz unverschämt für beides entschieden hat.
Nun gut, beim Mann, und der klagt nicht, gibt es eine weiterführende Stufe, was nicht grau wird, fällt aus. So gesehen sollte ich mich nicht beklagen…
Wussten Sie, dass Angela Merkel es geschafft hat, ihre nach unten zeigenden Mundwinkeln, die sogenannte Mentolabialfalten, die, die sie aussehen lassen, als wäre sie ein Nussknacker, ihren Namen aufgedrückt hat.
Tatsächlich heißen sie semioffiziell überall Merkel- Falten.
Wie gemein ist das denn, und wie weise und uneitel muss man sein um das zu ertragen?
Oder ist sie einfach nur cool und schert sich einen Schei* darum was andere denken. Ist das die Weisheit dem Alter gegenüber, oder die Weisheit im Alter?
Ich schaue gerne in den Spiegel und beäuge mich hyperkritisch, begutachte kleinste Veränderungen, bedauerlicher Weise nicht immer zur eigenen Freude.
Ich habe gelesen, dass Ohren und Nasen im Alter anfangen zu wachsen. Was hat sich die Natur denn nur dabei gedacht? Wenn Brüste oder das Gehirn größer werden würden, nun gut, der ein oder andere könnte tatsächlich davon profitieren.
Oder wie nett wäre es, wenn Beine länger würden. Aber mal ehrlich, wer braucht größere Nasen und Ohren, zumal die Größe weder das Riechen noch das Hören positiv beeinflusst.
Die Sache mit dem Alter scheint allerdings nicht nur ein Frauendilemma zu sein. Spontan habe ich Bilder von Mickey Rourke und Sylvester Stallone im Kopf, ehrlicher Weise tauchen sofort danach auch Melanie Griffith und Meg Ryan auf und schauen den Jungs über die Schulter.
Schönheit ist ein Wirtschaftsfaktor. Eine ganze Industrie profitiert davon: hier ein Cremchen gegen Schwellungen, Falten und eine fahle Gesichtsfarbe, dort ein Serum für glatte, pralle Haut, noch schnell was gegen Cellulite, und für nachts noch fix eine Wundercreme für und gegen alles andere.
Die Schönheitschirurgie boomt, invasiv und minimalinvasiv, die Hemmschwelle ist massiv gesunken. Schnell mal in der Mittagspause den Po aufpolstern, die Stirnmimik lahmlegen und den Bauchspeck vereisen.
Wer wollen wir sein? Und warum sind wir nicht zufrieden? Wo ist die Weisheit und der Gleichmut die Lebensphasen aufrecht und würdevoll zu ertragen? Und wer sagt eigentlich, dass wir das sollten?
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, und wenn der eine, eine Karikatur seines ehemals jungen Ichs im Spiegel ansehen möchte, wer hat das Recht das zu verurteilen?
Geht es nicht immer um die Ausgewogenheit und das eigene Selbstbewusstsein? Und ja, manchmal tut ein Mini- Tuning auch nicht weh und optimiert nur ein wenig, oder verlangsamt etwas. In jedem Fall macht es die Mischung aus Frequenz und Intensität.
Schon Cleopatra, hat damals in Milch gebadet um eine samtige Haut zu bekommen, und das ist schon ganz schön lange her.
Vermutlich hat sie es aber nur für Cesar gemacht, um ihm zu gefallen, obwohl sie schön, klug, reich und unabhängig war.
Vielleicht ist genau das der Knackpunkt.
Für wen machen wir diesen Zauber? Für uns, oder für die Männer um uns herum. Also die Männer, die in der Regel weder etwas im Vorfeld bemängelt haben, noch im Nachhinein einen Unterschied bemerken.
Jeder sollte alles machen dürfen, aber ausschließlich nur für sich selbst. Dürfen wir andere Menschen dafür kritisieren, was sie an ihrem Körper verändern- ganz klar: nein! Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und jeder schaut durch seine eigenen ganz besonderen Augen, mit Falten, Schlupflidern oder halt auch faltenfrei gestrafft.
Ist das Weise? Vielleicht ein wenig…
Ihr Fräulein Lindemann
Und da ist es schon wieder passiert, ein Jahr ist vorbei und bereits Geschichte, und ein neues Jahr hat begonnen.
Willkommen Tag 1.
Eigentlich wollte ich mir dieses Mal genügend Zeit nehmen, das alte Jahr zu verabschieden, mit ihm ehrlich abzurechnen- positiv als auch negativ. Ich wollte reflektieren, schauen wie und wo ich es in diesem neuen Jahrzehnt besser machen kann, für mich und andere. Ich wollte gute Vorsätze fassen.
Wie steht es um Familie und Freunde, wie mit meiner Gesundheit (habe gerade über den „Dry January“ nachgedacht und traue mich nach den (Fr)Essgelagen der letzten 2 Wochen nicht so recht auf die Waage), erfüllt mich mein Job und wie könnte ich es ändern, kümmere ich mich um mich selbst und verbringe genügend Zeit mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen, entwickle ich mich weiter (ich bin kurz davor beim Italienisch aufzugeben) und ich stelle immer wieder fest, dass mein Wissen in dem ein oder anderen Gebiet durchaus Entwicklungspotential hätte, und was sollte mir in 2020 wirklich wichtig sein?
Was ist denn also wichtig im Jahr 2020, oder genereller gefragt, was ist denn wichtig im Leben, in den nächsten Jahrzehnten?
Persönliche Zufriedenheit wäre doch mal ein Anfang. Sich an dem zu erfreuen, was da ist und nicht immer nach mehr zu streben, „mehr“, das kommt, wenn es kommen soll.
Schneller, höher, weiter ist nicht immer die richtige Geschwindigkeit und die korrekte Richtung. Oft ist der Standpunkt schon längst perfekt, und das was man hat, ebenfalls.
Sollten wir jedoch wirklich nicht zufrieden sein, können nur wir selbst das ändern, dazu müssen wir jedoch unseren Hintern hochbekommen, und raus kommen aus der wunderbaren Komfortzone, in der wir festsitzen.
Und anstatt immer nur zu jammern und zu nörgeln, sollten wir versuchen, das Gute in allem zu erkennen, und hin und wieder dürfen wir sogar auch mal für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein.
Ist das Glas halb leer, oder halb voll? Das entscheidet doch jeder selbst.
Die Liebe ist wichtig, zu streiten, zu verzeihen und sich einfach einzulassen. Wir sollten nicht so viel Zeit aufwenden, Dinge oder Menschen zu verändern, d.h. nicht, dass wir uns alles gefallen lassen müssen, nein, sicher nicht, allerdingst hat etwas emotionale Großzügigkeit hier und da noch niemandem geschadet, oder etwa doch?
Die Liebe zu finden und geliebt zu werden ist das größte Geschenk, pflegen wir es also.
Die eigene Gesundheit lernt man erst schätzen, wenn sie verschwindet, und sich in Luft auflöst. Muss man es erst soweit kommen lassen?
Warum ist sich zu bewegen, zu springen und zu tanzen erst wertvoll, wenn man es nicht mehr kann?
Warum nutzen wir die Möglichkeiten unsere Körper zu warten und zu checken nicht immer aus, sondern hoffen ganz naiv darauf, dass es uns nicht erwischt.
Mit unseren Autos gehen wir besser um, mit unseren Haustieren auch.
Musik, Literatur, Sprachen und Reisen, entwickeln wir uns, los, erweitern wir unseren Horizont, und das funktioniert nicht so gut vor der Glotze, dem Smartphone oder dem IPad, sondern nur im echten Leben.
Wer möchte ich sein in meinem Leben?
Ich bin mein eigener Architekt und Baumeister, Maler und Dekorateur, mein Gärtner und mein Dachdecker.
Alles ist möglich, und dafür brauche ich kein Sylvester, kein neues Jahrzehnt.
Mein Leben hat längst begonnen, und ich muss Verantwortung übernehmen, für die Vergangenheit, die Gegenwart und für meine Zukunft, und das in jeder Stunde, jeder Minute, an jedem Tag.
Unser Leben ist kein Monopoly Spiel, in dem wir immer wieder bei LOS beginnen und alles von vorn beginnt. Es ist manchmal ein Pokerspiel oder ein „Mensch, ärgere dich nicht“, aber was es auch ist, immer bestimmen wir die Regeln selbst.
In diesem Sinne: happy life 2020!
Ihr Fräulein Lindemann
Manche Reisen bedürfen eines zweiten Teils.
Die ersten Tage unseres Madeira-Urlaubs verbrachten wir auf unserer Dachterrasse, lasen unsere Bücher um die Wette, und wir bräunten uns unter den 26°,fast zu warmen, Sonnenstrahlen, des eigentlich herbstlichen Novembers.
Nur für kurze Nahrungs- und Getränkeaufnahmen verließen wir widerwillig unsere Sonnenliegen und verspürten schon nach kürzester Zeit große Sehnsucht zurück zur Liege.
Unsere Dachterrassen-Co-Relaxer kamen aus Norwegen.
Aufgrund des fehlenden Tageslichts dort im hohen Norden, und der wohl zu langen, kalten und dunklen Winter, versuchten die beiden Norweger, bereits dunkelrot und cross gebräunt, heraus zu finden, wann denn wohl das perfekte Röstaroma erreicht ist und wie rot so eine Haut eigentlich werden kann. Wenn man alles gibt und sich wirklich anstrengt.
Wir waren beindruckt, auch über die hier nötige, extern-interne Hydration, die bei einem solchen Sonnenprojekt nötig ist. In diesem Fall mit Bier, und zwar in riesiger Menge. Vielleicht ein zusätzlicher Farb-Booster in Anbetracht der Temperaturen?
Unsere kleine Bucht direkt vorm Hotel war zauberhaft, das Meer war wild und die Wellen schlugen an die Wellenbrecher, um sich dort in Gischt und Wasserfontänen zu verwandeln. Der Blick vom Wasser auf unser Hotel mutete wie eine Zeitreise in die Truman Show der späten 90er an.
Das Hotel war mit unterschiedlichen Fenstern und Außenfassaden versehen, so dass zumindest im ersten und zweiten Moment, wenn man es sich von außen ansah, der Eindruck entstand, es handele sich um mehrere unterschiedlicher Häuser nebeneinander. Rechts und links der Straßenfront gab es jeweils einen Tunnel. Beide Tunnel verschwanden in großen, wirklich massiven Felsen. Einer der Tunnel war am Eingang mit einem Sackgassenschild versehen, dennoch verschwand dann und wann ein Motorrad darin und manchmal kam auch eines wieder heraus. Beim anderen Tunnel wissen wir bis heute nicht, wohin er führte.
Unser Himmel war so hellblau, dass er jedem Postkartenmotiv ganz locker die Show stahl, und die Kirche im Hintergrund, sowie die Fassade eines alten 1930er Kinos, sahen so blitzeblank geputzt, frisch angestrichen, und so unecht aus, dass es nicht klar war, ob wir nicht auf irgendeine billige Filmkulisse schaueten. War alles nur aus Pappmaschee oder Styropor nachgebastelt, oder doch real?
Es schien, als wären wir nicht in Ponta do Sol, nein, wir waren in Truman-Hausen! Oder wie es richtig hieß, in Seahaven… und jederzeit konnte ein Scheinwerfer aus dem Himmel auf uns herab fallen.
Nach einigen Tagen ließ unsere blühende Phantasie wieder nach, und wir mieteten und ein kleines Auto an. Einen Fiat Panta mit gefühlten 4 PS, bei dem man, wenn man überhaupt vom Fleckweg kann, bei leichten Steigungen die Sorge hatte, rückwärts wieder herunter zu rollen…
Wir wollten die Insel erkunden, konnten uns aber nur schwerlich auf die Strecken einigen. Unser Fokus, und der Anspruch an die Qualität der Reiseroute waren doch recht verschieden. Ich wollte auf gar keinen Fall die winzigen, auf gefühlten 2.000 Höhenmetern endenden Serpentinen, mit wenig bzw. gar keiner Straßenbefestigung versehen, fahren, und dem Mann, auf der anderen Seite der Diskussion, war es so wichtig, keine Autobahn zu fahren, damit wir bloß genügend von der Landschaft sehen konnten, und auch etwas Nervenkitzel übrig bleibt.
Am Ende weiß ich nicht, was wir auf unseren Wegen durch Täler, Wälder und sehr engen, einsamen Bergstraßen, wirklich von der Landschaft gesehen oder verpasst haben, denn der Mann durfte nicht zu viel nach rechts und links schauen, sollte sich ja auf die schmalen Straßen konzentrieren, und ich konnte nicht schauen, musste ja als geborener Kontroletti mit auf die Straße achten, und ihm gute Ratschläge geben.
Der Mann hat seinen Nervenkitzel schließlich doch noch bekommen, und ich innerliche Schnappatmung, immer mit dem Gedanken: die Kinder sind versorgt, … und dann sterben wir halt wenigstens gemeinsam, hoffentlich geht es schnell und tut nicht so weh.
Die neuen Straßen auf Madeira, und neu klingt hier etwas missverständlich, führen durch die Berge und Felsen, wenig breit ausgebaut, lang, dunkel, und die alten Straßen sind, wie früher üblich, um die Felsen herum gebaut, schmal, eng und wenig- sehr wenig- befestigt. Manche haben solche Schlaglöcher, dass wenn man hineingeschaut hätte, vermutliche festgestellt hätte, dass ganze Dörfer darin versteckt gewesen wären.
Diese alten, ursprünglichen Straßen sind mit international zu verstehenden Warnschildern versehen, und verdeutlichen leicht verständlich, dass die Möglichkeit besteht, dass jederzeit Steinbrocken herunterfallen könnten.
Einige Straßen waren aus diesen Gründen bereits komplett gesperrt, aber was wissen denn schon die einheimischen Madeirer, wenn es der deutsche Tourist so viel besser weiß, und trotz Sperrung versucht, das Auto genau dort hinzulenken. Etwas Spaß muss ja sein…
Es war ein Abenteuerurlaub durch und durch. Wir haben eine Bootstour gemacht und Delphine und Wale so nah gesehen, dass wir sie um ein leichtes hätten berühren können, wenn wir es gedurft hätten. Bei doch recht gutem Wellengang und aus der Vergangenheit wissend, einen empfindlichen Magen zu besitzen, hat am Ende nur die sich übergebende Mitreisende für kleine Turbulenzen im eigenen Magen gesorgt.
Nachdem wir wussten was Téleferico hieß, und wir mutig den Schildern folgten, fanden wir die steilste Seilbahn Europas, sind mit ihr irre 500 m runter, in eine komplett andere Welt gereist.
Dort haben ein verwunschenes, altes Dorf in einer Art Parallelwelt entdeckt- ein zweites Madeira auf Madeira quasi.
So würde ich mir Neuseeland, Schottland und Irland als Hybrid vorstellen. Ein grünes Wunder! Der Mann schmunzelte nur, und sagte: Würde ein Hobbit um die Ecke kommen, würde es mich nicht überraschen…
Es war atemberaubend, das Meer, die Küste, die Klippen… Natur pur, so wie ich es zuvor noch nicht erlebt hatte. Dass ich die Hand des Mannes beim Runterfahren halten und drücken musste, und sich in meinem Magen das ein oder andere des Mittagessens hin und her drehte, muss ich ja nicht extra betonen. Mitreisende Gondelteilnehmer waren belustigt, mein Spaß hielt sich in Grenzen.
Abenteuerlich war auch mein spontaner Friseurbesuch. Befeuert durch die Leichtigkeit zweier Gläser frischen Vinho Verdes, machte ich mich auf den Weg zum Dorffriseur. Schnell waren wir uns einig bei Länge und Form, und zack, waren die Haare ab.
Die Länge beim Friseur, ist wie auch im echten Leben, ein scheinbar sehr flexibler Begriff und wenn zwei das gleiche sagen, meinen sie noch lange nicht dasselbe.
„Haare wachsen wieder“, ein Satz, der meine Laune, als ich später im Hotel wie ein Schloßhund heulte, nicht unbedingt hob.
Aber gut, Haare wachsen wieder und aus der Kombination Friseur und Vinho Verde werde ich zukünftig meine Lehren ziehen…, Prosecco vertrage ich besser.
Chau, vocês Senhorita Lindemann
Der Mann und ich sind urlaubsreif. Der letzte Urlaub war bedauerlicherweise auf der Erholungsskala eher im unteren Bereich, das mag daran gelegen haben, dass er größtenteils auf dem Hotelzimmer, oder doch zumindest immer in der Nähe einer Toilette stattfand.
Anfang des Jahres hatten wir jedoch eine kluge Idee, und wir buchten uns für die ersten 10 Tage im November in ein kleines Hotel auf Madeira ein.
Den ersten Schreck überwunden, der mit der Insolvenz von Thomas Cook einherging, und der Feststellung, dass wir mit Condor fliegen, wurde am Ende alles gut und unser Flug war nicht betroffen.
Das war dann allerdings auch die einzige Auseinandersetzung im Vorfeld mit unserer Reise.
Was wussten wir über Madeira? Madeira gehört zu Portugal, es gibt einen Süßwein mit gleichem Namen, und im November ist es noch warm. Was braucht man mehr?
Unsere Tage bis zum Urlaubsbeginn waren picke packe voll, und somit konnten wir aus Zeitmangel erst am Morgen unseres Abfluges packen, etwas hektisch und mit einem doch recht kleinen Zeitfenster und keinem echten Plan, welche Dinge Sinn machen.
Egal. Wir sassen irgendwann im Taxi und waren rechtzeitig am Flughafen. Der Mann war entspannt und wollte auf die vor uns liegende Zeit anstoßen.
Einen Aperol Spritz zum Frühstück kann ich allerdings nicht unbedingt weiterempfehlen, als Gefühlsbeschleuniger für einen bereits müden Grundzustand muss man hart mit dem „Nichteinschlafen“ und mit dem „nicht mit dem Kopf auf den Tisch fallen“ kämpfen.
Taten die anderen in dem Café auch, und überall kicherte es vor sich hin.
Die Aperolstimmung hatte nicht nur uns erwischt. Neben uns hörten wir nur „ Heidewei…“ und ein Giggeln, als das Paar neben uns versuchte aufzustehen um ihr Gate noch rechtzeitig zu erreichen.
Im Flieger sitzend, stellte der Mann verwundert fest, dass unser Flug 4 Stunden dauern sollte. Das sollte nun eigentlich keine große Überraschung sein, denn nach Lissabon, da waren wir schon viele Male, sind es schon 3 Std.Flug, und wenn man etwas weiter im Atlantik urlauben möchte, tja, dann dauert eben alles noch etwas länger.
Ich schlief ein, wachte dann und wann kurz vom ständigen Naseputzen unseres Vordermanns auf, um, Aperol beseelt, schnell ins Land der Träume zurück zu gleiten. Irgendwann waren wir beide ausgeschlafen.
Der Mann, eigentlich nur an der Serie, die die Dame neben ihm auf ihrem IPad schaute, interessiert, versuchte diese in ein Gespräch zu verwickeln. Verwickelt wurde allerdings er. In oberlehrerhaftem Ton wurden unsere Madeirakenntnisse abgefragt, und die Tatsache, dass es unser erster Besuch, und nicht wie bei ihr bereits die 4 oder 5 Reise war, ließ sie nicht wirklich gelten.
Wo denn unser Hotel wäre? Wir schauten sie mit großen Augen an. Wir konnten uns an gar nichts erinnern.Halt irgendwo auf Madeira.
Um nicht ganz doof dazustehen, erfand ich einen Ort. Erstaunlicherweise kannte sie den und sagte: ja, ja, das ist im Norden, ganz toll da zum Wandern.
Der Mann grinste. Ja, ganz toll zum Wandern…
Der Flieger landete und erst da bemerkten wir, dass mindestens 90% unserer Mitflieger mit Rucksäcken und Treckingklamotten ausgestattet waren. Wir bekamen noch schnell ein paar Wanderouten mitgeteilt, dann verließen wir das Flugzeug. Alles klappte reibungslos, unser Gepäck kam an, wir fanden unseren Transport, machten noch schnell ein Foto mit der Ronaldo-Büste und fanden uns 70 Minuten später in unserem Hotel wieder, übrigens im Süden der Insel.
Unser Fahrer erzählte uns während der Fahrt alles Wissenswerte und nun wissen auch der Mann und ich über die portugiesischen Bananen, den Wein, die Blumen, die Menschen und die Temperaturen auf dieser zauberhaften Insel Bescheid.
Das Hotel war nur durch eine schmale Strasse vom Atlantik getrennt. Weniger naturverbundene Menschen würden sich über die laute Brandung beschweren, aber wir fühlten uns im Paradies angekommen.
Wir packten aus und erkundeten den Ort, oder besser: das Dorf. Wir waren hungrig, das Bütterchen, das der Mann geistesgegenwärtig am Morgen noch geschmiert hatte, und das unsere Laune während der Flugreise stark angehoben hatte, hatte seine Wirkung verloren. Wir kehrten ein und lernten Napfschnecken und Poncha kennen. Irgendwann gingen wir zurück zum Hotel und bereiteten uns für das Abendessen vor. Gestriegelt und gekämmt, mit teuren Pumps und Chaneltäschchen, der Mann in Sakko, Hemd und Lederschuhen, gingen wir ins Hotelrestaurant, denn das Abendessen im Hotel war Teil unseres Pakets.
Dort gab es ein eigenwilliges Buffet, mit Fleisch, auf dem ich, wenn ich es denn nicht heimlich aus meinem Mund hätte verschwinden lassen, vermutlich nächstes Jahr noch immer drauf rum kauen würde. Jede Krankenhausküche wäre im Vergleich dazu wohl eine kleine Erwähnung im Guide Michelin wert, resümierte der Mann.
Wir sahen uns um und waren Exoten. Um uns herum nur Treckingsandalenträger in Shorts und T-Shirts, andere in Flipflops, und sogar Reiserucksäcke waren beim Abendessen lässig an den Rücken geschnallt.
Kurze Zeit später saßen wir in einem einheimischen Lokal und probierten uns dort durch die Karte.
Wir waren im Wanderparadies, aber das war und ist uns egal.
Gerade liegen wir auf der Dachterrasse unseres Hotels, hören dem betörenden Meer zu, blicken über das Buch hinweg auf den Atlantik und geniessen das Nichtstun.
In 10 Tagen hat uns der Alltag zurück, … und wir bekommen ein neues Familienmitglied.
Frau Ella zieht am 11.11. bei uns ein, aber davon mehr beim nächsten Mal…
Ihr Fräulein Lindemann
Wie sieht es eigentlich mit Ihrem Aberglauben aus?
Eine schwarze Katze von rechts (oder war es links?) bringt Unglück, man darf auch nicht unter einer Leiter hindurch gehen, Scherben bringen Glück, allerdings keine Spiegelscherben, die bringen die nächsten 7 Jahre Schwierigkeiten, genauso wie sich beim Zuprosten nicht in die Augen zu sehen, und, und, und…
Ich bin eigentlich nicht abergläubisch, halte mich trotzdem an dies oder jenes, aber ich habe definitiv keine Sorge vor einem Freitag dem 13…
Ich kann mich an eine Bioklausur erinnern, die habe ich an einem Freitag den 13. zurückbekommen, leider hatte ich nur 3 Punkte. Meine Mutter war semibegeistert. War da wohl doch ein Zusammenhang mit dem besagten Tag? Oder doch nur der Zusammenhang mit der Party am Vortag der Klausur und meiner fehlenden Lernmotivation?
Vor 3 Wochen gab es wieder so einen Freitag den 13., der Mann flog zu einer Fortbildung nach Berlin, und ich begleitete ihn.
Wir saßen endlich im Flieger, freuten uns auf ein Stündchen Extraschlaf am frühen Morgen und warteten darauf, dass es endlich losgehen würde, und uns das sonore Rauschen endlich in einen kleinen Traum entführen würde.
Wir warteten vergebens.
Nichts geschah.
Irgendein Lämpchen leuchtete, keiner wusste warum, alles war unklar, also zurück zum Gate, Mechaniker her, Problem gelöst, aber Slot futsch. Neuer Slot nicht in Sicht…
Nach 2 Stunden Verzögerung ging es endlich los.
Sicher in Berlin und 40 Minuten endlich auch im Hotel angekommen, checkte ich für uns ein, und der Mann suchte schnellstens seine Fortbildung auf, mit entsprechender Verzögerung.
Mir brummte der Kopf, und ich fühlte mich krank, das hatte sich schon ein paar Tage vorher angekündigt, und war bis zu dem Zeitpunkt aber gut mit diversen Medis unter Kontrolle zu halten, nur jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ich musste mich ausruhen.
Ich ging direkt ins Hotelbett, machte den Fernseher an und versuchte zu dösen, bis kurze Zeit später das Zimmertelefon eindringlich klingelte, und mich die Dame von der Finanzabteilung bat, doch mal bei ihr vorbeizuschauen.
Das bedeutet in der Regel nichts Gutes, dachte ich mir, und suchte mir schnell die Buchungsunterlagen unseres Schweizer Anbieters raus, aus denen auch die Vorauszahlung hervorging, … nur so zur Sicherheit.
Ich zog mich also wieder an und machte mich genervt und hustend auf den Weg.
Die Dame, mit der ich kurz vorher telefonierte, drugste rum. Es war ihr sichtlich unangenehm, aber irgendwann rückte sie damit raus: Sie haben um 12.50 eingecheckt, aber ihr Zimmer wurde um 14.00 Uhr storniert, da es nicht bezahlt wurde.
Ich war überrascht und wurde erstmal kurz rot.
Dann zeigte ich ihr meine Unterlagen und versicherte ihr, dass das Zimmer ganz sicher bezahlt wurde.
Ich überlegte, war ich hier einem dubiosen Internet-Anbieter auf den Leim gegangen, den es wohlmöglich gar nicht gab, der aber mit unserer Kohle nun auf und davon war?
Sie versicherte mir, es gab noch nie Probleme mit dem Anbieter, und sie versprach sich mit meinen Unterlagen noch einmal mit ihm in Verbindung zu setzen, nicht ohne vorher mehrfach zu überprüfen, ob meine Kreditkarte auch wirklich im Hotel hinterlegt war, …für anfallende Kosten (und das Zimmer).
Ich schleppte mich zurück zum Zimmer.
Das Telefon ging wieder, sie war dran und erklärte mir, wie leid es ihr täte, aber sie könne nichts machen. Wir müssten das Zimmer noch einmal bezahlen und uns dann selbst mit dem Veranstalter in Verbindung setzen.
Na großartig- ich war entnervt, und nach geschlagenen 50 Minuten in der Warteschleife unseres Anbieters, hob sich meine Laune in keinster Weise, und schließlich gab ich auf und mich unserem vorläufigen Schicksal hin. Am Montag würde ich es weiter versuchen, oder die Anwältin unseres Vertrauens hinzuziehen.
Am nächsten Morgen hatte ich eine Email in meiner Inbox, in der der Veranstalter kurz sein Bedauern erklärte und seine Insolvenz bekannt gab.
Der Mann und ich schüttelten nur stumm den Kopf und machten das Beste aus dem Rest des Wochenendes.
Am Sonntag ging es endlich zurück nach Hause.
Am Flughafen angekommen, hatten wir noch etwas Zeit, also gingen wir in die Lufthansalounge und aßen eine Kleinigkeit. Wir wollten weg. Schnell. Den Rest des Wochenendes auf dem Sofa liegen und irgendeine Serie schauen.
Der Weg durch die Security war ok, und wir stoppten noch kurz im „Heinemann“, schauten hier und da und lösten noch einen Gutschein ein.
Irgendwann schlenderten wir, Zeit und Raum vergessen, ganz gemütlich zum Gate.
Das war allerdings geschlossen, und auf das hektische Nachfragen des Mannes, ob sie uns nicht noch schnell durchlassen könnte, zeigte die Flughafenangestellte nur genervt auf den bereits wegrollenden Flieger.
Der Flieger, in dem wir hätten sitzen sollen.
Wir schauten uns an und entschieden wortlos, diese Situation nicht zu diskutieren, oder irgendwie weiter zu kommentieren. Wir würden uns keine Vorwürfe machen und uns fragen, warum wir so im Gutscheinrausch waren, dass wir die Uhrzeit völlig außer Acht ließen.
Schweigsam gingen wir zurück zum Check-In, und der Mann kaufte uns am Schalter zwei unverschämt teure, neue, Tickets für den nachfolgenden Flieger, 2,5 Stunden später.
Wir gingen nicht noch einmal in die Lounge, auch nicht in den Duty-free.
Wir saßen direkt am Gate in erster Reihe, damit bloß nichts Weiteres schieflaufen konnte.
Ich frage Sie, hatte da der Freitag der 13. seine Finger im Spiel, oder waren der Mann und ich einfach nur verpeilt, verträumt und in unserem eigenen Raum-Zeit-Kontinuum?
Ihr Fräulein Uhura (und Dr. McCoy)