Corona Speck.

In allen Journalen, zur zeit leider nicht mehr beim Friseur und beim Zahnarzt zu lesen, wimmelt es von dürren, jungen Mädchen.
Niedliche Models mit Streichholzarmen und Streichholzbeinchen. Dazwischen befindet sich eine Einbuchtung, die bei mir eher eine Außenwölbung ist, und ein paar Rippchen zeichnen sich durch die Klamotten ab.
Cellulite oder Hüftgold existieren in dieser Welt der Schönen und Dürren nicht.
Wieso lasse ich mir das gefallen? Ich bin immerhin noch die Zielgruppe der Cosmos, Elles, und Vogues dieser Welt, aber wieso geben die mir so ein fieses Gefühl?
Alles dreht sich immer ums Aussehen, je dünner, desto besser und desto disziplinierter wirken Menschen.
Eine ganze Industrie lebt von Abnehmbüchern, Pillen, Sportvideos (sagt man das noch?) und Diätgeheimnissen.

Bei mir ist das ja so, je mehr ich abnehmen möchte, nicht um eines dieser Streichholzmädchen zu sein, und desto mehr ich darüber nachdenke ein winziges kleines Kilo (oder 2-3) von meinem Körper zu verabschieden, je mehr setze ich mich mit Essen und Getränken auseinander. Also nicht im theoretischen Sinn, sondern ja, im sehr, sehr praktischen und realen Sinn.

Corona ist hier leider nicht unterstützend, und der Mangel an Bewegung der letzten Wochen und des weiterhin sehr gesunden Appetits, haben sich 2 ganz neue Kilos eingeladen und bleiben einfach. Jetzt denkt man, och, so 2-3 Kilo sind schnell verschwunden.
Sind sie aber nicht.
Der Plan war, dass geteiltes Leid ja bekannter Massen halbes Leid ist, und ich somit den amen Mann genötigt habe, sich auch auf die Waage und sich dem darauf angezeigten Ergebnis zu stellen.
Der Mann war nicht glücklich, wo er dies doch die letzten 3-5 Jahre durchaus umgehen konnte.

Wir stellten fest, Corona Speck ist nicht sexistisch, sondern für Gleichberechtigung und genderunabhägig.

Wir fassten einen Plan, der Mann nicht ganz freiwillig, aber mit Enthusiasmus dabei: wir machen Diät, und was schon in den 80er und 90er Jahren funktionierte, sollte auch uns weit nach vorne bringen.

Wir entschieden uns für die Kohlsuppendiät. Kohlsuppe, den lieben langen Tag, so viel man möchte, 5 Tage lang. Das Einstiegsgewicht wurde notiert und Tag 1 lief super an. Unsere Kohlsuppe war eher ein Wirsingeintopf und total lecker, allerdings nicht sättigend, und wie ich anfangs schon erwähnte, je mehr ich aufs Essen achten möchte, desto eher wird es mein Thema.
Tag 2 wachte ich mit Magenknurren auf, hielt aber weiter tapfer durch. Der Mann war cool, und es fiel ihm viel leichter als mir. Er war tapfer.
Tag 3 musste eine neue Suppe her, und wir entschieden uns für die klassische Variante mit Weißkohl. Davon kann ich nur abraten, denn ich kann Ihnen sagen, das war ein sehr schwieriger Tag. Der Geschmack diese Gerichts hinterließ eine klitzekleine Übelkeit in meinem Magen und ich war dadurch zügig satt.
Am 4 Tag pürierte ich die Suppe, würzte mit Chili und hätte meine Mittagsportion fast postwendend wieder heraufgeholt.
Gruselig.
Der Mann war tapfer, versicherte mir, er würde die Suppe lieben und nahm sogar Portionen mit zur Arbeit.
Tag 5 fiel für mich aus, wollte dem Mann sein neues Lieblingsgericht auch nicht wegessen. Tag 5 war für mich Kohlenhydratfrei und ich redete mir ein, dass das quasi auch zählt und vor allem wirkt.
Die Zwischenbilanz auf der Waage verlieh uns Flügel. Jeder hatte zwischen 1,5-2 KG weniger zu verzeichnen.

Der Mann und ich waren sehr zufrieden mit unserer Ausbeute der ersten 2/3 Woche.
Dann kam das Wochenende, und wir haben ein wenig normaler weitergegessen. Nichts richtig Schlimmes, wirklich,und wenig Alkohol.
Der Montagmorgen ereilte uns jedoch mit voller Wucht, und ich möchte sagen, die Waage wäre fast aus dem Fenster geflogen. 5 kasteiende Tage, ein beinahe Kohlsuppenerbrechen und 300 Gramm mehr? Das geht ja wohl gar nicht.

Ich habe jetzt ein Buch über ketogene Ernährung im Internet bestellt, und während ich das bestellte, hatte ich ein Glas Wein in der Hand und stieß mit dem Mann an, die andere Hand dann und wann in die Chipsschale neben uns auf dem Sofa greifend.
Corona Kilos, die so frech und unverschämt gekommen sind, werden auch wieder gehen… Irgendwann.

Wie sagte schon Vivien Leigh in „vom Winde verweht“ sagte: morgen ist ein neuer Tag…“

Ihr Fräulein O`Hara

 

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