Warum nörgeln wir Frauen eigentlich immer an uns herum?
Nie sind wir ganz zufrieden. Es fängt schon bei den Haaren an. 93% der Frauen färben oder tönen sich ihre Haare.
Auch wenn Birgit Schrowange neuerdings den grauen Kurzhaarschnitt propagiert, bin ich mir sicher, die Anzahl der Nachahmer wird gering sein. Grau steht erstens nicht jedem und zweitens sieht man mit grauen Haaren alt aus. Und bei all dem Jugendwahn, wer will das schon, wenn man das mit geringem Aufwand ändern kann?
Gut, Haare sind nicht alles, und der Jugendwahn ist eigentlich ein Jugend- und Schönheitswahn.
Und… er betrifft immer noch hauptsächlich uns Frauen, mal abgesehen von Sylvester Stallone und Mickey Rouke, die es mit dem Wahnsinn ein wenig übertrieben haben, und die mit ihrem aktuellen Aussehen wenig mit den Männern zu tun haben, die sie vor 20-30 Jahren einmal waren.
Ansonsten sind Männer weniger kritisch mit sich selbst. Sie stehen morgens vor dem Spiegel, duschen und rasieren sich, stehen vor dem Spiegel und klopfen sich wie KING KONG auf die Brust und finden sich super.
Wir hingegen stehen da und drücken an nicht vorhandenen Hautunreinheiten herum, verziehen das Gesicht um neue Falten und Fältchen zu entdecken, ziehen mit den Fingern Gesichtspartien in Form und weinen den alten Zeiten nach.
Und dann planen wir: Die nächste Supercreme muss her, vielleicht eine Microdermabrasion oder Needling -Behandlung. Etwas Hyaloron oder auch Botox?
Der Mann denkt nie darüber nach.
Aber damit nicht genug, wir quetschen uns in Strumpfhosen, die unseren Po anheben, mogeln mit Spanx den Bauch und die Hüften weg , Push-Up BHs schieben unsere Brüste in den Himmel, und wir malträtieren unsere Füße in 12 cm Highheels.
Und all das ist nicht unbedingt bequem und komfortabel. Ich erinnere an einen Abend, an dem ich ein Abendkleid tragen wollte, mich aber nicht in der sportlichen Verfassung befand, mich ohne den ganzen Abend den Bauch einzuziehen und zu stehen, den Abend darin zu überstehen.
Es entschied mich für eine Art Spanx Unterkleid, das aussah wie ein Träger Kleidchen, das bis zur Mitte des Oberschenkels ging.
Der wirklich mühevolle Einstieg hätte mir zu denken geben sollen, aber ich ignorierte das einfach.
Ich sah großartig in diesem Abendkleid aus, und ich fühle mich auch so, mal abgesehen von der erschwerten Atmung.
Da geht man dann nachts mit dem Mann seines Herzens nach Hause, sieht super sexy aus, 3 Kilo leichter, hat die schönste Silhouette der Welt und beschließt irgendwann ins Bett zu gehen.
Der Moment, in dem man, und hier ist wohl der erste Fehler, denkt, man kann aus so einem Unterkleidchen einigermaßen geschickt aussteigen, den Moment, den gibt es nicht.
Geschickt, oder wohlmöglich elegant existieren in diesem Zusammenhang nicht.
Kennen Sie den Unterschied bei Frauen und Männern, wenn wir uns ein T-Shirt ausziehen? Frauen ziehen am Ärmel und nehmen einen Arm heraus, dann den nächsten und ziehen sich am Ende das Shirt über den Kopf. Männer fassen das Shirt überkreuz am unteren Bündchen an, und ziehen es sich lässig und cool über den Kopf. So war auch mein Plan mit dem Bauchwegzubehör.
Fehler. Aufgrund der Festigkeit des Materials und der mir fehlenden Kraft, blieb das Ding auf halben Weg hängen. Mein Gesicht und meine Arme hingen darunter fest und Brustabwärts war ich schon frei. Dieser Anblick ist demütigend und sehr erniedrigend, da mein Kopf von dem Ding gefangen gehalten war, blieb mir das glücklicherweise erspart.
Dem Mann nicht.
Ich kann ergänzen: dem damaligen Mann nicht.
Ich bin nicht sicher ob das Ereignismit der Vergangenheitsform in Verbindung steht.
Ihr Fräulein Lindemann