Es gibt diese besonderen Menschen, die, die einen Raum betreten und alles erstrahlt plötzlich.
Alles funkelt, und man ist gefangen von diesem Glanz. Diese Menschen sind einehmend, die Welt steht kurz still, und dann dreht sie sich ein ganz klein wenig schneller.
Alle wollen in der Nähe dieser Menschen sein, sich in ihrer Umgebung aufhalten, mit ihnen sprechen, sie heimlich bewundern und anhimmeln.
Sie kennen diese wunderbaren Menschen doch auch, oder?
Die, die alle verzaubern.
Ich schon und eines steht fest, ich gehöre ganz sicher nicht dazu.
Gar nicht.
Ich bin leider keiner dieser Sympathieträger, dieser freundlichen, einnehmenden Menschen, die alle anderen auf den ersten Blick in ihren Bann ziehen und die sofort gemocht werden.
Vielleicht liegt es manchmal an meiner etwas direkteren Art, die mich ohne viel Tamtam und Chichi auf den Punkt kommen lässt.
So wie neulich, als ich im L´ Occitane en Provence- Laden meines Vertrauens 15 Weihnachtsdöschen für die Mitarbeiter des Mannes gekauft habe. Die Verkäuferin war das Gegenteil von sprudelnder Fröhlichkeit, und nach dem ich den gesamten Vorrat ihrer Weihnachtsdosen haben wollte, schien sie nicht erfreut darüber zu sein. Ach ja, bei der Anzahl schwankte ich anfänglich und musste während ihres Verkaufsgesprächs mit mir noch einmal kurz mit dem Mann Rücksprache halten, nur um ganz sicher zu sein. Irgendwie nervte ich sie, und ich fand sie doof.
Vier Tage später schob ich die Papiertüte mit samt dem erworbenen Inhalt in meinem Arbeitszimmer von links nach rechts, und als super Kontroletti, der ich manchmal bin, dachte ich, es wäre gut den Inhalt doch noch einmal zu überprüfen und genau nachzuzählen.
Es waren nur 13 Dosen enthalten!
Ich war empört. Bis 15 zu zählen ist ja nun nicht so schwierig. Zum 15 abkassieren hatte es ja auch gereicht. Ich überprüfte den Kassenbon noch einmal, nur um ganz sicher zu gehen.
Der Mann fand das Fehlen 2er seiner Mitarbeiterpräsente auch doof, nur dachte er sich, wer sich fehlerhafte bzw. nicht existente Ware andrehen lässt, hat sich auch um den Nachschub zu kümmern.
Ich fuhr also wieder zurück in die Stadt, parkte in zweiter Reihe und betrat eilig den Laden.
Eine junge Frau, auf einer Leiter stehend und Regale auffüllend, fragte mich, ob sie mir helfen könnte. Ich war ja in Eile und ohne Umschweife hielt ich ihr den Kassenbon unter die Nase und teilte ihr mit, dass 2 fehlen würden.
Sie schaute mich schafsähnlich an und murmelte etwas wie: da kann ich jetzt gar nichts machen, das kann ich nicht entscheiden.
Ich traute meinen Ohren nicht und schaute sie fragend an: wer dann?
Mein Gesichtsausdruck ließ sie in den Mitarbeiterbereich fliehen, um dann doch eine Kollegin zu fragen. Sie kam zurück.
Da müsste ich am nächsten Tag noch einmal wiederkommen, da die Kollegin, die mich bediente und abkassiert hatte, erst wieder am Folgetag da wäre. Sie hielt Abstand.
Ich schaute sie stirnrunzelnd an und fragte, was das ändern würde? Wie das so grundsätzlich mit der Kulanz sei, und dass ich sicher kein zweites Mal in die Innenstadt fahren würde, nur weil hier jemand zu doof wäre, richtig zu zählen.
Kaum ausgesprochen dachte ich mir, dass `doof` wohl nicht das passende Wort war, um die Zählkünste der Kollegin und Storemanagerin zu umschreiben.
Die zweite Mitarbeiterin verdrehte die Augen. Das wiederum fand ich auch nicht passend. Wir diskutierten wein wenig, dass es nicht nett sei wie ich über ihre Kollegin sprach, und ich musste gestehen, dass sie Recht hatte und entschuldigte mich, was aber nichts am Fehlen meiner beiden Dosen änderte, und der Umgang damit.
Kulanz hin oder her, ich brauchte 2 neue Döschen, aber wie sollte es anders sein, es gab nur noch eine. Die andere könnte ich sicher in der anderen Filiale bekommen, sprach Nummer 1. Es brodelte wieder.
Mitarbeiterin 2 fand dann doch noch eine leere Dose in der Dekoration und befüllte sie.
Ich kramte nach meinem Geld und schimpfte vor mich hin, dass ich nie wieder käme, was vermutlich hier niemand wirklich interessierte, …oder beide Damen wahrscheinlich nur still vor sich hin dachten: ja, bitte, …komm nie mehr her.
Mitarbeiterin 2 kam mit 2 Dosen aus dem hinteren Bereich zurück, aber wollte mein Geld plötzlich nicht, und ich war nicht sicher, ob ihr kleines Extrageschenk wollte.
Wir schmollten beide. Entschieden dann aber im Frieden auseinander zu gehen. Musste ich so zickig sein? Ich dachte nach an welchem Punkt ich aus dieser Diskussion friedlich aussteigen hätte können. Meine Mutter sagte immer, wie es in den Wald rein ruft, so schallt es auch heraus. Hier wäre nur zu klären, wer zuerst gerufen hat.
Ich werde versuchen sanfter zu werden.
Gestern im EDEKA beim Käsestand wollte ich Gouda kaufen. Frico oder Beemster? Fragte die Käsefachverkäuferin.
Egal, sagte ich, und sie zeigte mir beide. Gut, nehme ich den Beemster. Mit meinen Käsescheiben in der Hand stehe ich noch eine Sekunde zu lang an der Käsetheke und schaue auf die Angebotstafel: Frico im Angebot, 100g für 49 Cent. Ich schaute auf den Käse in meiner Hand: Kg 12,60 €.
Ich schwieg. Und ich ging zur Kasse, und ich habe einen neuen rosa Hintergrund auf meinem IPhone auf dem steht: kill them with kindness.
Ihr Fräulein Lindemann