Urlaubszeit.

Vorfreude ist ja bekanntlich die schoenste Freunde. Irgendwann im März oder April haben der Mann und ich uns mit unserem ( kein Kind, Kegel, Haustier etc) Sommerurlaub beschäftigt und suchten das Reisebüro unseres Vertrauens auf, das uns in den letzten beiden Sommern schon zauberhafte Ecken mit tollen Hotels herausgesucht hatte.
Wir waren uns einig.
Kein Club, warm sollte es sein, Italien, tolles Essen und kinderfrei.
An irgendeiner Stelle des Gespräche waren wir so von diesem angepriesenen, neuen TUI Hotel in Kalabrien verzückt, von dieser bezahlbaren Juniorsuite und dem Blick auf das Türkisfarbene Meer, dass das Wort ‚ Club‘ aus unserem Hörvermögen eliminiert war.
Irgendwie wurde das durch ein Piepen, ein Rauschen oder ein Nichts ersetzt, so dass wir uns 2 Wochen vor Urlaubsantritt etwas irritiert unsere Buchungsunterlagen und die dazu gehörende Website ansahen.
Ebenso hatten wir den Fertigstellungszeitpunkt ( 3 Wochen vor unserem Reisebeginn) und die Arbeitsmoral und das Organisationstalent der Italiener wohlmöglich ein wenig unterschätzt.
Egal.
Wir packten.
Besser gesagt, ich packte, und zwar alles, was weitestgehend nach Sonne und Sommer aussah in 2 riesige Koffer.
Der Mann staunte und gab gute Ratschläge.
Ich staunte auch, denn ich hatte mir ja vorgenommen, nur das nötigste einzupacken. Aber wie es schien, war ja einiges nötig. Die Ratschläge des Mannes waren weniger nötig und nur mäßig willkommen, und die erste vorurlaubliche Diskussion begann.
Irgendwann sassen wir im Flieger, eingepfercht wie die Karnickel, in einem proppenvollen Urlaubsjet mit reisefiebrigen anderen Deutschen Urlaubern, die uns die Bandbreite des schlechten Kleidungsgeschmacks ( 5/8 Hosen mit Tunnelzug bei Männern, Treckingsandalen und wirren Farben)der ungepflegten Füsse, der weissen Beine und der Ellebogenmentalität aufzeigten.
Ja, ich bin wirklich sicher, jeder, der gebucht hat, darf auch mit, allerdings befürchteten einige Mitfliegende, dass sich dieses Prinzip als unwahr herausstellen könnte, und so fuhren sie mit ihren Handgepäckkoffern über fremde Füsse, und sie boxten umstehende Menschen mit vollgepackten Rucksäcken zur Seite.
Höfliches ‚ Ladys first‘ war schon lange nicht existent, und ältere Damen benahmen sich schlechter als die dazu gehörigen Herren.
Überraschenderweise hat niemand bei der Landung geklatscht.
Nach 45 minütigem Warten am Kofferband fanden wir unsere Reiseleitung und wir machten uns alleine im großen, aber leeren Reisebus auf den 70-minütigen Weg zum … CLUB- Hotel! (für Erwachsene)
Eine Mittdreißigerin empfang uns an der Rezeption mit der Freundlichkeit eines Steins und der Ignoranz einer Dampfwalze. Wir sollten keine Freunde werden.
Der Mann spricht Italienisch- ich ganz offensichtlich nicht ( ich verstehe, übe fleißig und kann mir selbstständig und höflich mein Essen bestellen)
Emanuelle fand Englisch oder auch Deutsch zu sprechen doof, somit entschied sie, ich könne mir später auch alles vom Mann übersetzt anhören. Ihr kleines TUI Schildchen hingegen wies sie eigentlich als absolutes Sprachtalent aus. Sie wollte aber nicht.
Das Wort ‚willkommen‘ fiel definitiv in keiner Sprache, und weder das verkniffene Gesicht, ihre mürrische Stimme oder ihre buckelige Haltung, hatten irgendetwas versöhnliches.

Emmanuelle raste irgendwann los, und der Mann und ich, überrascht vom Tempo, eilten mit mittlerem Abstand hinterher.
In dieser Reihenfolge kamen wir an unserer Juniorsuite an. Tür auf, uns die Zimmerkarte in die Hand gedrückt, irgendetwas gemurmelt und weg war Seniora Generalmanager- im Stechschritt.
Was für eine Laune hat eine solche Person denn erst nach mehreren Saisons, wenn sie nach so kurzer Zeit schon so angepisst wirkt, oder haben wir schon die gute Laune erlebt und mies geht anders?
Wie geht sie mit Mitarbeitern um, wenn sie die zahlende Gäste schon nicht leiden kann?
Warum hat sie sich bloß einen Job mit Menschenkontakt und notwendiger Gastfreundschaft ausgesucht? Wäre nicht ein dunkles Archiv ein viel besserer Ort für sie?
Abgeschieden, ohne menschliche Kontakte… und im dunklen Keller.
Die Hotel-Anlage war recht weitläufig, der Blick auf das Meer war fantastisch und der Garten wirklich sehr schön angelegt.
Es gab noch viele kleine bis mittlere ‚Baustellen‘, jedoch nichts vergleichbares zu dem menschlichen Problemgebiet der Frau E. Der Mann und ich sind flexibel, wollen wir nach 4 Tagen auch einmal warmes Essen, gewürzt und Italienisch, gehen wir in die nahegelegene Stadt und essen dort zu Abend.
Wir passen uns an.
Gleich geht es übrigens zur Aquafitness (nicht für mich).

Vielleicht ist ein Urlaub auch ein Überraschungspaket, und es ist wie mit dem Kleingedruckten.
Man überliest es einfach gern, und meistens geht es ja auch gut. Nur manchmal halt auch nicht.
Ich kann nur sagen, wir kommen nicht wieder.

Ihr Fräulein Lindemann

Nachtrag: Wir kommen definitiv nicht wieder!!

 

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