Phantasialand.

Als ich ein Kind war, poppten überall neue Freizeit- und Vergnügungsparks aus dem Boden. Fort Fun im Sauerland, der Safaripark Stukenbrock, der Heidepark, Europapark oder auch der Hansapark, mit vielen Fahrgeschäften, oder halt auch mit wilden Tieren.

Irgendwann, als ich etwa 7 oder 8 Jahre alt war, bin ich mit meinem Vater, seinem Freund Wolle und seiner Tochter Melanie in den Safaripark nach Stukenbrock gefahren.
Ich erinnere noch, als wir durch das Löwenfreigehege fuhren. Alle Knöpfe der Türen im Kinderbereich waren heruntergedrückt (damit von außen kein Tiger oder Löwe hereinkommen konnte?). Knöpfe zum Runterdrücken kennt heute niemand mehr, im Zeitalter der Zentralverriegelung sind die schon lange nicht mehr existent.
Ich war so voller Ehrfurcht, dass ich noch genau weiß, dass ich auf der Rückbank in Richtung Innenraum rutschte, zwar super neugierig, die Raubtiere so nah wie möglich zu sehen, allerdings mit großer Sorge, die Autotür könne aus irgendeinem Grund aufspringen, ich rausfallen und zum Katzenfrühstück auserkoren werden.
Ich habe überlebt, genau wie das Fahren der Achterbahnen, der Piratenschiffe, die über Kopf gehen, und der anderen Gruseligkeiten.
So ein Freizeitpark kostete immer ein mittleres Vermögen, und ich weiß seit gestern sehr genau, dass sich das nicht verändert hat.
Wir waren gestern zu viert mit einer Freundin und ihren beiden Kids im Phantasialand. Alleine der Eintritt hat insgesamt für uns alle zusammen 320,-€ gekostet!
Da hatte aber noch niemand irgendetwas getrunken, gegessen oder die Trocknungsmaschine für die Wasserrutsche ( 2,-€) benutzt, oder etwas Süßes gegessen.

So ein Ausflug ist ganz schön kostspielig. Mit seinen Eintrittskarten kann man zwar an einen Serviceschalter gehen und freie Eintrittskarten für einen zweiten Besuch im selber Jahr erlangen, und somit könnte man theoretisch sagen, der Preis halbiert sich. Allerdings ist die Frage jedoch, möchte man diesen Park zwei Mal im Jahr besuchen? Und falls nicht, könnte der Preis nicht gleich günstiger sein? Und heißt das jetzt auch, dass der Park eigentlich das meiste Geld mit dem Essen und mit den Getränken verdient?

Es gibt Themenpark-Vorbereitungen, die der Mann und ich noch lernen müssen. Im Gegensatz zu unserer Freundin, hatten wir weder Kappis, Regenschirme, Getränke, belegte Brote oder Ersatzschals dabei. Bei einer 85% Regenwahrscheinlichkeit wäre ein wenig Nachdenken und Vorbereitung unsererseits sicher nicht schlecht gewesen.
Der Mann bekam den Schirm, und alle anderen waren mit Kapuzen oder mit Mützen versorgt.
Wissen Sie, wie viele Loopings es bedarf, um ein gerade gegessenes Crêpe wieder nach oben zu befördern?
Fast hätte ich es rausgefunden, als ich in einer dieser verrückten neuen Bahnen saß, die mir mein Hirn mit 200 km/h Beschleunigung an die hintere Schädelwand drückte, und die mit dem heftigen Rauf und rasanten Runter meinen Magen bis aufs äußerste reizte.
Danach hatten fast alle Gruppenmitglieder Kopfschmerzen (zumindest die Erwachsenen) oder das Gefühl eines leichten Schleudertraumas.
Egal, wir hatten Eintritt bezahlt, und jetzt wurde gefahren. Trotz Regens und Kälte nahmen wir mit, was geboten wurde und stiegen tapfer in die verschiedenen Fahrgeschäfte rein.
Irgendwann mussten wir uns aufwärmen und entschieden uns für ein 4D Kino.
Der Mann schlief ein, die Kids hatten Spass und die Freundin und ich fanden den Abschluss des Films, als wir Wasser durch kleine Düsen um Vordersitz ins Gesicht gesprüht bekamen, total ekelig. Der Mann ist dadurch wieder aufgewacht, fand es nicht ekelig und schlug vor einen zweiten Film zu schauen.
Wir gingen.
Nach fast 7 Std. Aufenthalt entschieden wir uns, müde, frierend und etwas durchnässt, den Ausflug zu beenden.
Alle waren glücklich und zufrieden, und die Kids schliefen schon auf der Rückfahrt im Auto mit einem zufriedenen Lächeln ein.
Wer kann sich solche Ausflüge leisten, die ein Vermögen kosten und das Budget einer normalen Familie vermutlich deutlich übersteigen.
Der Park war trotz des Wetters gut besucht, und die Menschen haben gegessen, getrunken, liefen mit Merchandising-Produkten herum, und es machte nicht den Anschein, dass jemand sich irgendwie mit dem Kaufen zurückhielt.
Wir sahen coole Teenagergruppen, Heavymetal-Pärchen, Großfamilien; alle hatten eines gemeinsam: uns wieder wie Kinder zu fühlen und die Freude an Karussells.

Heute Morgen bin ich aufgewacht und konnte mich vor Schmerzen nicht recht bewegen. Mein Nacken und mein Schulterbereich scheinen nicht für moderne Fahrgeschäfte ausgelegt zu sein, meine Schienbeine auch nicht.

Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug und fange schon mal an zu sparen.

Ihr Fräulein Lindemann

 

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