Opfer.

Jawohl, ich bin ein Opfer.
Sogar ein leichtes. Ich gehe immer ins Netzt, wenn man nur richtig weiß, wie man es auslegt für mich.
Ich komme gerade aus der Stadt. Dort wollte ich unbedingt noch schnell einen Termin zum Augenbrauen wachsen machen. Und zum Färben.

Laden Nr. 1.: Ich wartete 25 Minuten, da die Dame, der ich meine Brauen anvertrauen möchte, kurz mal in der Pause ist, wie mir ein sprachfauler Security -Mann am Eingang des Kaufhauses, in der sich meine Brow-Bar der Wahl befand, mitteilte.
Endlich kam sie… und schickte mich fort. Laden Nr. 2: ähnliche Geschichte. Dann endlich, Laden Nr 3: eine zauberhafte kleine Barbieähnliches Persönchen lächelte mich freundlich an und sagte mit süßem Stimmchen: Du hast keinen Termin? Macht nichts, ich habe gerade voll Lust dir die Brauen zu machen. Gesagt- getan. Georgina legte los.
Brauchst du noch etwas fragte sie?
Eigentlich ja nicht nicht. Das war ein „eigentlich“ zu viel.
Sie fing an, mir hier einen Primer für die Wimpern aufzutragen, mit Vitamin D, damit meine Wimpern niemals ausfallen (ich wusste nicht, dass die Gefahr bestand?), dann kam die eigentliche Wimperntusche darüber, wasserfest. Und weil sich so eine wasserfeste Tusche nicht so leicht wieder entfernen lässt, noch einen Remover für später.
Die rote Haut um meine Brauen herum, durch den Wachsprozess etwas irritiert, , wurde mit Camouflage übermalt. Die Brauen wurden nachgetuscht, bepudert und es wurde ein Rahmen gemalt. Unter meinen Augen tupfte sie mit einem Tübchen in der Form eines Minibügeleisens, aus dem kaltes Gel gegen geschwollenen Augen herauskam, auf die linke Wange gab es rosa Rouge, rechts Terrakottafarben. Mit einem dicken weißen Malstift wurde auf meinem Augenlid getupft, um es optisch nach oben zu ziehen- quasi ein Lifting, wie mir Georgina versicherte.
Nichts davon brauchte ich wirklich, aber eine Stunde später ging ich mit meinem kleinen, aber prall gefüllten Tütchen, einige viele Euros weniger (und das, trotz Rabattkärtchen und Prozentoptionen) im Portemonnaie, mit meinem getunten Paar Augenbrauen und viel Farbe im Gesicht, aus dem Laden.

Ich konnte einfach schlecht „nein“ sagen. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich den Brauentermin auch nur gemacht, um für den Friseurtermin, einen Tag später präpariert zu sein, denn beim letzten Mal kam auch hier kein klares „nein“ aus meinem Mund, als kurz danach die Friseurin meines Vertrauens mir in der Einwirkphase der Haarspülung, die Brauen im Farbton ihrer Wahl färbte.
Sie fand es so viel besser.
Ich fand es für meinen Geschmack viel zu dunkel. Viel.

Mir dreht man im Supermarkt auch gerne alles Mögliche an und ich bin dabei. Neue Limonaden, den neuen Heringssalat, Salami oder kleine Brothäppchen mit Marmelade, die super fruchtige, die mit wenig Zucker… ich nehme alles an und probiere. Sekunden später bemerke ich wie mir die freundliche Verkäuferin Marmeladengläschen mit 3 verschiedene Geschmachsrichtungen, ein Sixpack Orangen-Zitronenlimo, oder den ganz neuen Fruchtjoghurt mit wenig Fett in den Einkaufwagen packt und ich zustimmend nicke und mit meinem Einkaufswagen zur Kasse schiebe.
Nächste Woche bin ich in London und dort gibt es ein Geschäft am Flughafen, das fangt mit B an und hört mit ulgari auf.

Mal sehen ob mir da auch jemand etwas zeigt, aber vielleicht überwinde ich ja meine Opferolle und kann „nein“ sagen,… oder sie wird belohnt.
Wer weiß das schon so genau…

Ihr Fräulein Lindemann

 

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