Das Wetter.

Vor ungefähr zwei Wochen musste ich morgens ganz früh los zum Flughafen. Es war natürlich schon hell, die ersten Sonnenstrahlen blitzten durch die Bäume, die Luft war noch etwas abgekühlt vom Gewitter der letzten Nacht, und es war noch ganz leicht feucht.
Kennen Sie diese kühle, frische Luft, die einen unglaublich schönen Sommertag verspricht?
Es roch, wie es das schon vor über 30 Jahren tat.
Ich hatte einen Kindheitsgeruch zurück, einen aus einem Sommer, in dem noch alles unbeschwert, leicht und friedlich war. Ein Sommer, in dem Sandalen und Röckchen getragen wurden. Ein Sommer in dem geschwitzt wurde, in dem man Ferien hatte, die nicht enden wollten, in denen gezeltet wurde, die Omi besucht und zuhause mit Freundinnen ins Freibad gegangen wurde. Jeden Tag mit dem Ferienpass, mit dem man auch andere tolle Sachen entdecken konnte, und inklusive eines Zoobesuchs.
Heute Morgen, und wir befinden uns im August, also im Hochsommer, nur so zur Erinnerung, schüttete es wie aus Eimern, und die Temperaturanzeige wollte die 14,5° einfach nicht überschreiten.
Ich habe ernsthaft über Strümpfe nachgedacht, lehne das aber aus Prinzip ab.
Herbst = Socken, Sommer= ohne Socken. Einfache Sache.
Mit meinen kalten Füßen machte ich mich also auf, den Tag zu beginnen.
Im Autoradio hörte ich, dass die Region in Italien, in der wir gerade eben noch Ferien gemacht haben, den Notstand ausgerufen hatte.
Dürre.
In Rom wird das Wasser rationiert. Springbrunnen und Fontänen sind aus- selbst in Vatikanstadt.
Bei uns laufen hingegen Keller voll, den Bauern saufen die Felder ab, und sie haben massive Ernteausfälle.
Und dann kommt einer, der sagt, dass die globale Klimaerwärmung eine Erfindung der Chinesen sei.
Wie doof muss man denn da sein?

Aber was tue ich dagegen?
Ich heize, wenn mir kalt ist auch im Sommer (ich würde sogar alte Reifen verbrennen bevor ich friere). Ich drücke bei meinem Diesel aufs Gas, bis es am Anschlag ist, nur um 5 Minuten früher anzukommen, und weil ich es liebe zu rasen.
Ich fahre Diesel.
Ich lasse ständig irgendwo Licht an, unsere Elektrogeräte stehen immer auf Stand-by und sind nicht aus. Mir ist schon mal eine Batterie in den Hausmüll gerutscht, und ich habe sie drin gelassen, vielleicht sogar schon zwei Mal ,…auch haben sich schon Plastikteile in die graue Tonne verirrt.
Ich hasse öffentliche Verkehrsmittel und fahre auch kurze Strecken mit dem Auto. Ich sprühe unseren Buchsbaum vor der Tür mit der größten frei erhältlichen Chemiekeule ein, um diese gefräßigen, dicken, hässlichen Raupen zu töten.
Ich drucke immer noch viel zu viel auf Papier aus, und ich drücke die Toilettenspülung auch für einen Q-Tipp.
Im Gemüseabteil packe ich immer noch alles in diese gefährlichen, dünnen Tütchen und vergesse auch meistens meinen Einkaufskorb. Ich habe nicht überprüft, ob unser Strom sauber ist und ich kaufe Milch auch in Tetra Packs anstatt in Glasflaschen (und nicht immer BIO).
Kurz: ich mache gar nichts, außer, Alles schlimmer.
Irgendwie bin auch etwas Trump.
Vielleicht sogar schlimmer, denn im Gegensatz zu ihm, ist mir die Klimasituation bewusst, mir sind die Zusammenhänge klar und die Ausmaße für die nächsten Generationen.
Bin ich ignorant oder nur ein Kind der 70er, das Resultat meiner Erziehung (sorry, Mutti)? Beides?
Ich bin kein Vorbild, das ist klar, aber eigentlich strebe ich das auch gar nicht an.
Da, schon wieder , ignorant und desinteressiert!

Ich gelobe Besserung:
Heute Abend, wenn ich zuhause bin, werde ich mit dem Mann eine Liste anfertigen mit einem 10 Schritte Plan für eine grünerer Zukunft.

Er wird sich fragen, wo die Frau ist, die heute Morgen das Haus verließ, aber dafür werden wir hoffentlich beitragen, dass unsere Urenkel noch ein Zuhause haben.

Ihr Fräulein Lindemann

 

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