Kommunikation.

Machen wir mal eine kleine Zeitreise und schauen zurück, wie denn früher kommuniziert wurde.
Es gab Brieftauben (Krähen bei Game of Thrones), die Indianer haben Feuer gemacht und schickten Rauchzeichen in die Weiten der Prärie.
Es gab Postkutschen, in denen Briefe transportiert wurden. Heute macht das der Briefträger, der vermutlich zu 90% keine Briefe, sondern Rechnungen und AMAZON-Päckchen verteilt.
Wer schreibt sich denn heute noch einen Brief oder eine Postkarte?
Ja, Briefe und Postkarten, damit bin ich auch noch groß gewordenen.
Wie ist das mit der persönlichen Kommunikation? Wer redet heute denn noch in Familien. Alles ist hektisch, und eine echte Gesprächskultur besteht doch gar nicht mehr.
Gab es die früher?
Wenn meine Eltern etwas gesagt (bestimmt) haben, gab es eigentlich keinen Raum für Einwände und wenig Spiel für Grundsatzdiskussion.
Es wurde halt gemacht, oder es gab Sanktionen. Einfache Entscheidung.

Wann und wie haben wir gelernt, Probleme anzusprechen und zu besprechen?
Haben wir das überhaupt gelernt?
Der Mann würde sagen, ich auf jeden Fall, auch manchmal sehr zu seinem Leidwesen, da ich alles von sämtlichen Seiten beleuchte und 100 Mal die Perspektive wechsele. Aber ich spreche.
Der Mann nicht immer, es sei denn, ich nötige ihn.
An dieser Aussage, die mit dem Mann und dem Wort, und uns Frauen, die es eher mit dem Wörterbuch haben, ist laut einer Studie nichts dran, aber Studien sind ja bekanntlich dehnbar in der Deutung und sehr flexibel in der Aussage.

Also ist das Klischee von der geschwätzigen Frau und dem wortkargen Mann nun passé, oder nicht?
Obwohl wir Frauen bewiesener Maßen 11% mehr Gehirnzellen im Sprachzentrum haben als Männer, halten wir fest: Frauen reden viel und Männer auch (wenn sie wollen).
Wir nutzen unsere 11% halt nur manchmal, und entscheiden wann und wie wir wollen.

Schaue ich bei den Kids genauer nach, kann ich sagen, dass der 11-Jährige im Haus den Rest der Familie in Grund und Boden quatschen kann (und das auch regelmäßig unter Beweis stellt), bis einem fast die Ohren bluten.
Aber ist das Kommunikation? Ist Kommunikation nicht eine Form des ausgewogenen Dialogs?
Ein Austausch?
Aber wie sieht unser Austausch im Zeitalter von SMS und What´s App eigentlich aus? Und im Zeitalter von formlosen Emails?
Es werden Emojies geschickt, die jede Form des Befindens mit einem gelben Klecks und unterschiedlichen Gesichtszügen zeigen.
Wenn´s ganz mies läuft, werden Kackhäufchen geschickt. Politisch korrekt sind auch die Daumen-Hoch und Peace Zeichen, gibt es ja in allen Farben.
Ich bin nicht sicher, ob gelb wirklich ganz korrekt ist, aber vielleicht wird auch nur der Finger eines Hepatitis-Patienten nachgestellt.
Wir werden faul mit unseren Worten, dumm mit unserer Grammatik und sparsam mit allgemeinen Umgangsformen. Wir schicken What´s app, und wie kleine Stalker schauen wir, wann denn endlich die 2 kleinen Häkchen aufleuchten, und dann sind wir empört, wenn nicht in Null Komma Nix eine Antwort kommt. Selbstverständlich auch in geschriebener Form.
Gestern wollte der Mann zum Fußballspielen fahren, das macht er ein Mal in der Woche. Und eigentlich holt er immer einen Freund ab.
Gestern schrieb der Mann dem Freund eine What´s app, um in Erfahrung zu bringen, ob es beim Abholen bliebe.
Niemand antwortete, leider, und noch schlimmer, niemand hatte seine Nachricht gelesen.
Als es Zeit war, endlich loszufahren, saß der Mann wie auf heißen Kohlen.
Was tun?
Er schaute mich fragend an: was mache ich denn jetzt, er hat noch nicht geantwortet? Willst du mal seiner Frau schreiben?
Ernsthaft?
Ich musste lachen und sagte, er solle es mal ganz altmodisch mit einem Anruf versuchen. Das wäre wohl der direkteste Weg.
Niemand ging ran, und der Mann war noch ratloser.
Aber dann klingelte doch tatsächlich sein Telefon, und der Freund rief ganz altmodische zurück.

Ihr Fräulein Lindemann

 

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