Japan (Teil 1)

Warum heisst Japan eigentlich ‚Land des Lächelns‘?
Ganz einfach, hier wird immer freundlich gelächelt und niemals das Gesicht verzogen.
Schon angefangen bei der Einreise. Bisher war mir die ‚Immigration‘ nur aus den USA bekannt. Dort ist einreisen anstrengend. Man wird wie eine Herde wilder Schafe durch die Flure und Gänge getrieben. Es ist laut, und eigentlich benehmen sich alle auch ganz wild.
Es wird gerempelt, überholt, gedrängelt und in die Hacken getreten.
Dann wird unterteilt in ‚citizens‘ und ‚alle anderen‘.
So wird man auch behandelt, denn ‚alle anderen‘ sind eher 2. Wahl. Zwischenzeitlich wird man von mürrischem Personal (gehören eigentlich auch der ‚alle anderen‘- Gruppe an) in englisch ähnlicher Sprache angeschrien. Bei Nachfragen gibt es den gleichen unverstehbaren Text nochmal , allerdings mit bösem Gesicht und richtungsweisendem Fingerzeig.

Hier in Japan, im Land des Lächelns, ist alles ganz anders. Der Geräuschpegel liegt bei null, alle gehen friedlich neben und hintereinander her, und an jedem Abzweig, an dem sich verlaufen werden könnte, steht ein freundlicher Angestellter und zeigt sofort die richtige Richtung an, damit man erst gar nicht fragen muss, oder sich wohlmöglich verirrt.
Niemand schreit, ich bin nicht einmal sicher, ob Japanische Stimmen lautes Schreien oder Brüllen fertig brächten.
Mit 120% er Höflichkeit wird man durch den Einreisebereich geleitet und fühlt sich willkommen.

Als der Mann und ich jüngst nach Japan reisten, wussten wir, wir werden interessantem Essen begegnen. Der Mann war schon einmal vor 8 Jahren in Kyoto und konnte von Minikaulquappen als Morgenshot berichten, und von anderem ungewöhnlichem „Essen“.
Ich war schon einmal in China, und dort wird wirklich alles verspeist, was nicht bei drei abgehauen ist.
Was wir nicht wussten war, dass unser Essensexperiment bereits auf dem Hinflug mit der Lufthansa beginnen sollte. Der Mann und ich öffneten unsere Frühstücksüberraschung und schlossen sie auch direkt wieder.
Das habe ich in all den Jahren noch nicht beobachten können. Der Mann isst normalerweise alles. Ohne Übertreibung: wirklich alles. Was die LH jedoch da für uns unter der Aluminiumfolie versteckt hatte, das ging gar nicht, selbst für den unerschrockenen Mann.
Mein Magen begann zu rebellieren als ich vorsichtig mit der Gabel darin stocherte und versehentlich einatmete.
Rührei, in Teilen angesengt , in Teilen weich, fermentierter flüssiger Cheddar obendrauf, Wedges (die Kartoffelbrei werden wollten) und eine Form von Fleischstücken, die allerdings in der Karte nicht weiter beschreiben wurden und es unklar war, welche Bedeutung sie hatten. Alles roch bedenklich, wäre aber laut Aufdruck noch 1,5 Jahre haltbar gewesen.

Als wir nach über 11 Stunden Flug endlich landeten, mussten wir etwas länger auf unser Gepäck warten , und das gab uns Zeit zu beobachten, und unseren erworbenen Kenntnisstand aus dem Japanführer und dem ‚Fettnäpfchen- Regelwerk‘ mit der uns dargebotenen Realität abzugleichen.
Erste Auffälligkeit: es wird sich immer und ständig verbeugt. Zusätzlich schaut man sich nicht in die Augen, und angefasst wird auch niemand. Das fängt schon damit an, dass niemand einander die Hand gibt.
Viele Japaner reisen immer mit Mundschutz. Nun gut, ohne ärztliches Attest seit dem 1. Oktober sicher nicht mehr in Österreich, aber woanders ist es ja auch schön.
Ich hab mich immer gefragt warum, und dachte, die haben eine Macke, eine Keimphobie oder einen Tick, und Panik, sich irgendwo mit irgendetwas anzustecken.
Falsch.
Hier geht es darum, mit seinen eigenen Bazillen und Erregern sorgsam umzugehen, und die nicht rücksichtslos in die Welt zu husten, und es geht darum andere zu schützen.
In Nagoya angekommen, machten wir uns auf in die Stadt, wir wollten Japan entdecken, zumindest mal einen kleinen Teil, genauer, einen Ort an dem wir etwas essen konnten, denn wir waren wirklich hungrig.(Bei dem Frühstück)
Wir fanden eine kleine Sportsbar, mit Bildern auf der Karte für das erleichternde Bestellen, aber keinem einzigen Fernseher, auf dem man sportliche Aktivitäten wie Sumo, Judo oder Karate hätte schauen können. Oder Fußball. Das einzig sportliche hier war, viel zu trinken und dabei nicht vom Bänkchen zu kippen. Das jedoch können die Japaner gut.
Das konnten der Mann und ich aber ebenfalls, und weil wir den Hals selten voll genug bekommen, landeten wir im Anschluss daran mit Martini, Cosmopolitan und einer Montechristo no.2 in unserer wunderschönen Hotelbar namens ‚Rosen‘.
Selbstverständlich nur, um dem Jetleg nicht mitten in der Nacht die Chance zu geben uns aufzuwecken und nicht wieder einschlafen zu lassen. Quasi eine Jetlegprophylaxe.
Wir hatten ein Doppelzimmer, allerdings mit 2 seperaten 1.2 m Betten, getrennt durch einen festinstalierten Nachttisch, der ein Zusammenschieben schier unmöglich machte.
Ich bin sicher, wenn es Synchronschlafen als olympische Disziplin gäbe, wären der Mann und ich unschlagbare Titelverteidiger.
Das absolut spannendste an unserem Zimmer war jedoch unser Badezimmer, und die dort zu findenden Superfunktionen….

Mehr Einzelheiten über Toilettenbesonderheiten, angriffslustige Taxitüren, japanisches Frühstück und unseren Ausflug nach Tokyo finden Sie gerne in: Japan (Teil 2).

Bis dahin…sayonara.

Fläulein Lindemann

 

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