Übersetzten wir uns mal die Lieder, die wir im Radio fröhlich mitträllern, würden wir vielleicht das ein oder andere Mal besser unseren Mund halten , wüssten wir doch nur über die genaue Bedeutung besser Bescheid, oder verstünden wir die Texte besser, mal abgesehen von mieser verwendeter Grammatik.
Da sind „Britney Bitch“, „sexy Mother fucker“ oder „ …can you blow my whistle baby… „ nur kleine Hör-Beispiele. Die Hauptsache ist doch, die Melodie stimmt, da sind wir gar nicht so wählerisch.
Ehrlich?
Da singen junge Mädchen, erwachsene Frauen, und aber auch Jungs und Hetero-Männer über das „whistle blowing“ , und über die genaue Anleitung des Herrn Flo Rida, und wir alle wissen nun, wie er es denn so am liebsten hätte.
Warum nehmen wir nur alles in englischer Sprache einfach hin? Wo sind unsere Neugier und unser Interesse? Sind wir etwa so verblödet? Wo ist unsere Liebe zur eigenen Sprache?
Schaut man sich um: alles ist in englisch; der Café „TOGO“, der dann doch nicht aus Afrika stammt. Beim Anprosten sagt man „Cheers“. „Hi“ ist schon ebenso lange dabei wie „cool“.
Schlimm wird es, wenn man das deutsche Wort nicht mehr weiß. Wie würden Sie auf die schnelle „Feedback“ oder „Lounge -Chair“ übersetzen können, so dass es auch Sinn macht. Sei es beim Copy Shop, beim Burger Grill oder beim Fast Food, hier ein Casting , dort eine Competition- unsere Sprache wird verdrängt. „Schreib mir doch mal schnell eine E-Mail mit der Summary des Phone Calls und einem Follow-Up Actionplan für unser nächstes Review.“
Seriously?
Wir (eine Verallgemeinerung- weder ich, noch jemand aus meiner Familie oder aus meinem Freundeskreis) nennen unsere Kinder: Kevin, Nancy oder Mandy, und verursachen damit generationsübergreifende Vorurteile in der Gesellschaft, und schlimme Assoziationen beim Hören mancher Kindernamen. Und nein, das ist kein reines ostdeutsch gelagertes Problem
Bei so manchen deutschen Texten, die wir ebenfalls gut gelaunt und beschwingt mitsingen, und die es ohne große Mühen in die Charts schaffen, kann man allerdings auch kräftig über den Sinn diskutieren.
„Ich und mein Holz…“
Ist damit die Latte vorm Kopf gemeint? Oder ist das die Belebung der 70er, nur schon etwas fortschrittlicher verarbeitet und die Fortsetzung von „ich und mein Baum“?
Ich bitte Sie, wie kann es so ein unsinniges Lied in die Charts schaffen? Sind wir so humorvoll oder so geistlos? Manche sagen vielleicht jetzt: das ist nicht neu, das hatten wir in den 80ern schon, hier nur als neue deutsche Welle.
Ja, hier gebe ich im ersten Moment Recht. Trios „da, da, da“ ist mir bis heute ein Rätsel. Ich habe lange gehofft, dass es sich hier um eine spezielle und versteckte Nachricht handelt, eine Art Code und nicht um einen ernstgemeinten Liedertext
Aber die NDW war eine Bewegung, ein kleiner Protest.
Was ist das heute? Da geht es nur um Verkaufszahlen, höher weiter, schneller, aber wir wissen ja alle, Sex sells , oder einfach nur Mut zur Dummheit. Nachdenken will ja eh keiner mehr, und somit trifft das vielleicht ein wenig unsere Zeit. Mitmachen ohne nachzudenken.
Ich wünsche mir wieder mehr Aussagen. Muss ich immer gleicher Meinung sein? Nein, aber ich sollte immer eine eigene Meinung haben und öfter Dinge hinterfragen. Und manchmal sollte ich auch wissen, was ich singe…
In diesem Sinne