Eine Mogelpackung.

Was ist eigentlich eine Mogelpackung?

Sind wir Frauen Mogelpackungen; wird nicht immer und überall gemogelt? Ist mogeln nicht einfach nur ein schönere Wort für bescheißen?

Wer ist heute noch echt, authentisch?

Haare färben, Make-up und Primer, Bauch-weg und Po-hoch Schlüpper, hohe Schuhe, Alles wird getunt und aufgemotzt.

Lebensläufe werden frisiert, in Doktorarbeiten wird geklaut und der Fake -Markt für LV- und Gucci -Taschen boomt auch. Mehr Schein als Sein, wohin das Auge reicht.

 

Neulich schlenderte ich mit dem Mann durch den Duty Free- Shop am Flughafen, da sehe ich in der Chanel Abteilung die Werbung des neuen Chanel No 5 Duftes und blieb eine Sekunde zu lange stehen. No 5, ein Duft für ältere Damen, mit Hilfe einer 15-Jährigen als Werbeträger einer neuen Zielgruppe eröffnet. Ein kleines, dürres Promikind darf die Werbung für DAS größte französische Brand machen. Sicherlich nicht, weil sie unglaublich talentiert ist, oder Idealmaße hat. Oder sind neuerdings 1,59m und 35 kg Idealmaße? Vielleicht für Zwerge, oder Kinder unter 12, aber wollen wir Frauen wirklich, dass ein Kind für unsere Luxusgüter wirbt, und was lässt es für Rückschlüsse auf uns zu? Zurück zum Stehenbeleiben. 2-3, oder ehrlicher Weise 4 Sekunden später wurde ich von der aufmerksamen Beraterin als „Opfer“ bzw. als potentielle Kundin identifiziert.

 

Die Parfümeriefachverkäuferin klärte uns auf. Nein! Das hat nichts mit dem Altdamenduft zu tun, den man immer mit No. 5 verbindet.

Oh ja, und wie ich ihn mit älteren Damen verbinde, mag auch am immer noch gleichen Namen und des identischen Flakons liegen. Speziell verbinde ich ihn mit meiner Omi, auf deren Frisiertisch im Schlafzimmer neben einer Flasche Tosca und 4711 auch ein winziges Fläschchen von genau diesem Chanel No. 5 stand.

 

Der Mann und ich mussten nun also den Duft riechen, der zwar noch genauso heißt, aber wie schon erwähnt, selbstverständlich ganz anders ist. Man hielt uns einen eingesprühten Papierstreifen unter die Nasen.

Düfte haben eine sonderbare Angewohnheit auf meiner Haut, sie transformieren sich, und nicht nur einmal. Suche ich also nach einem neuen Parfüm, bedeutet das, ich muss dem Duft mindestens 30 Minuten Zeit geben, seine finale Fassung zu erlangen. Dieser Duft hingegen roch noch genauso wie ich ihn in Erinnerung hatte, nichts hatte sich geändert, und ich bin noch Lichtjahre entfernt davon, das richtige Alter hierfür zu haben.

Die Dame ließ sich durch mein Naserümpfen nicht beirren und erklärte uns, wir müssten dem Duft nur genug Zeit geben sich zu entwickeln. Was ist wohl die genaue Definition von „genug Zeit“?

Wir gaben genau 5 Minuten, dann kam die Transformation- ja, er hatte noch etwas mit meiner Erinnerung gemeinsam, aber er war tatsächlich toll.

Der Mann hatte die Spendierhosen an und schenkte ihn mir. Mein erster Erwachsenenduft.

Ich hatte kurz einen hellen Moment und schlug die 20 Liter Flasche aus, und wir entschieden uns für die kleinere 50 ml Version.

Wir saßen 45 Minuten später auf unseren Plätzen im Flugzeug, ich roch an meinem Handgelenk und… der Altfrauenduft war zurück!

Unglaublich.

Was für ein mieser Trick: einen Duft zu kreieren, der kurz antäuscht toll und neu zu riechen, und sobald man ihn bezahlt hat, schwenkt er wieder um.

Ist es zu fassen?

Eine weitere Mogelpackung, nett designt mit großem Werbeetat.

 

Wohin führt uns das und was ist noch verlässlich?

Morgen werde ich mal ungeschminkt in meiner Gemütlichkeitshose den Tag mit dem Mann verbringen, damit er wieder weiß wie echt ich bin.

 

Vielleicht koche ich auch falschen Hasen.

 

Bis nächste Woche,

 

Fräulein Lindemann

 

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