Kennen Sie das noch? Aus Ihrer Jugend meine ich? Und natürlich nur, wenn Sie weiblichen Geschlechtes sind, oder Schwestern haben. Drei Mädchen sind genau ein Mädchen zu viel. Jungs kennen das nicht! Einer mehr zum Spielen? Umso besser!
Bei uns Mädchen hingegen verhielt sich das immer etwas anders, da ging es immer um Ranglisten. Um an dieser Stelle schnell etwas zu klären: Ja, ich weiß, es heißt 5. Rad- jedenfalls wenn man von Autos spricht. Ich jedoch nehme das Beispiel Motorroller, und soweit mir bekannt ist, hat Piaggio niemals eine Verspa mit 3 Rädern entwickelt, zumindest nicht in den 80ern, und da dies hier meine Geschichte ist, stehen mir alle Freiheiten zu.
Zurück zu der Rangliste. Wir Ladys hatten als Kinder, und später auch als Teenager, immer diese eine, diese allerbeste Freundin. Die ging es zu verteidigen, die wusste alle Geheimnisse, mit der konnte man Pferde stehlen oder auch Süßigkeiten.
Ja, sicherlich, dann und wann wechselte der Status „beste Freundin“ auch gerne mal in „die dümmste Kuh“ oder „meine Erzfeindin“. Alles sehr emotionsgeladen und strikt, kein Raum für Toleranz und kein Entschuldigen von Fehlverhalten. So waren wir, erst mit kindlichem Gerechtigkeitssinn, was meins ist, wird nicht geteilt, es sei denn, ICH möchte teilen. Später dann, als Teenager, waren wir hormongeladen und selbstverständlich von allen ungerecht behandelt, und von niemand verstandenen, außer, Sie ahnen es schon, von unserer besten Freundin. Es gab kaum Grauzone – nur viel Schwarzweiß. Und unsere Freundschaften waren uns das wichtigste der Welt. Wenn wir uns auch miteinnader verglichen, standen wir doch nie in Konkurrenz, sondern hatten die loyalste Unterstützerin an unsere Seite, die es zumindestens in diesem Moment, auf dieser Erde gab.
Meine erste beste Freundin war Johanna Birkemeyer. Meine Familie und ich zogen um in die Stadt. Ein paar Tage später trafen Johanna und ich uns zum ersten Mal auf dem Spielplatz hinterm Haus und schaukelten zusammen. Der Beginn unserer wundervollen Freundschaft.
Es war praktisch, denn Johannas Zuhause war genau gegenüber von unserem Haus. Wir spielten mit Barbies und malten und machten all das, was 7- jährige Mädchen so machten. Gelegentlich erwähnte Johanna den Namen „Viola“, der mich immer an eine Geige erinnerte und den ich wirklich recht seltsam fand, nicht aber weiter beunruhigend. Beunruhigend wurdet es dann aber doch, denn eines Tages stand Viola in Person vor Johannas Kinderzimmertür. Sie hatte die großen Ferien bei Ihrer Oma verbracht, und sie war im Krankenhaus, da ihre Mutter entschied, Violas Dumbo-Ohren chrirgisch anlegen zu lassen.
Vorbei mit meiner naiven Vorstellung Johanna und ich blieben zusammen, und zu zweit, bis in alle Ewigkeit, oder was auch immer ich dachte wie lange „ganz lange“ und „für immer“ bedeutete. Ich lernte zumindest zügig was es bedeutete zickig zu sein, denn das konnte Viola trotz, oder gerade wegen ihrer neu angelegten Ohren hervorragend, denn ganz sicher wollte sie den Platz der Nummer eins bei Johanna nicht einfach kampflos aufgeben- und schon gar nicht an eine Dorfkröte wie mich verlieren. Wir kämpften ein paar Jahre, haben gestritten und uns wiedervertragen und irgendwann entfernten wir drei uns, da wir auf unterschiedliche Schulen gingen. Johanna wohnte natürlich noch immer gegenüber, aber aus dem Dorfmädchen wurde ein rebellischer Teenager, Viola wurde schwanger und aus Johanna wurde eine „Ökobraut“ mit „Ich esse keine Tiere“-Aufkleber auf der Schultasche, und irgedwie fing sie auch an komisch zu riechen.
Heute gibt es Roller mit drei Rädern, das ist ganz normal, man hat mehr Balance, man kippt weniger um und man wird gehalten…
Bis nächsten Donnerstag,
Fräulein Lindemann