DM

Nein, nicht die gute alte “Deutsche Mark”. Auch nicht der Drogerie-Discounter Ihres Vertrauens.
Für mich steht DM für: Depeche Mode.
Mein persönliches, weiterentwickeltes Überbleibsel der späten 80er Jahre.
Ich habe immer versucht mir den Namen zu erklären, aber laut Wkipedia ist er einem französischen Modemagazin entliehen und, auf Accent hier und da verzichtet, „verenglischt“ worden.
Mir sind die Jungs damals nicht durch ihren Modestil ins Auge gestochen, der war eher zeitgemäß. Martin, mit kurzen Seiten und einem Wischmopp obendrauf, Dave in Feinrippunterhemd, Lederjacke und Sonnenbrille. Vince Clarks Zeiten sind an mir vorbei gegangen, wobei es sich bei Zeiten hier auch nur um 1 Jahr handelte. Den verbinde ich nur mit Yazoo, dem Synthie-Pop treugeblieben.
Vor 3 Tagen waren der Mann und ich auf einem DM-Konzert. Ich habe die Karten zu Weihnachten bekommen. Das muss den Mann viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, denn die Karten standen auf Platz 1 meiner Wunschliste, und die Karten waren in Windeseile ausverkauft.
Es gab sie nur noch über windige Kanäle und zu absurden Preisen.
Warum ich das weiß? Weil der Mann es hin und wieder erwähnte, wohl auch um mir zu zeigen, wie sehr ihm meine Wünsche am Herzen liegen, und dass er Berge versetzen würde und sich schon gar nicht von einem ausverkauften Konzert einschüchtern lassen würde. Toller Mann!
Nun gut, ein 1 ½ stündiger Stau bei der Anfahrt zum 13 km entfernten Open-Air Stadion, hätte seine vorherigen Mühen fast zu Nichte gemacht. Leicht entnervt grummelte er, dass wenn die Karten nicht so unverschämt teuer gewesen wären, wir auf der Stelle zurück nach Hause fahren würden.
Natürlich nicht! Vorher wäre ich ausgestiegen und zu Fuß weiter gelaufen und das, wo mir zu Fuß gehen eigentlich nicht sonderlich liegt, schon gar nicht bei einer Außentemperatur von 26,6°C.
Wir fuhren weiter, und ich blieb, die aktuelle CD rauf und runter spielend, um uns schon mal etwas in Stimmung zu bringen.
Irgendwann fanden wir einen Parkplatz, eigentlich nur, weil wir uns frech an einer Schlange vorbei drängelten und dann wieder im passenden Moment einscherten. Das sparte wohlmöglich weitere 35 Minuten. Und es war kommunikativ. Andere Autofahrer ließ unser Verhalten hupen und gestikulieren.
Aber hier haben der Mann und ich ein dickes Fell, und ich winkte freundlich zurück.
Für eine Großveranstaltung mit 45,000 Gästen fanden wir unsere Plätze, Bier und Bratwurst zügig. Die Vorgruppe sang aus Leibeskräften gegen den unmöglichen Sound der Anlage an, und der hässliche Vogel, den sie Sänger nannten, performte mit wildschwenkenden Armen, wankendem Oberkörper und gelegentlichem durch die fettigen Harre fahrend, zu seinem Garagen-Brit-Rock/Pop-Getöse.
Dann aber kamen sie, die Helden meiner Jugend! (und Jetztzeit- bin ja noch immer jung)
Martin Gore, immer noch geschminkt wie eh und je, hätte über die Jahre schon einmal die ein oder andere Gesichtsmaske auftragen können…und früher ins Bett gehen sollen.
Und Dave? Dürre wie eine Bohnenstange, Haare nach hinten gegelt, und in einem verdächtig wirkenden satten schwarz, mit einem 3 Musketiere Schnäuzer und plötzlich aussehend wie Ben Kingsley, stolzierte wie ein Gockel über die Bühne. Er gab alles!
I loved it!
Mit den ersten Liedern tat ich mich etwas schwerer, aber dann, mit „World in my eyes“, da hatte er mich. Ich machte eine persönliche Zeitreise und fühlte mich wie 16 Jahre alt. Alle anderen um mich herum auch.
Der Mann und ich sangen aus voller Kehle mit, und es war großartig!
Leider sind Frank Zappa & Co ihrem früheren Lebenswandel recht schnell zum Opfer gefallen, oder einfach nur mit dem Flugzeug abgestürzt, sonst würde ich mit dem Mann seine Zeitreise in seine Jugend starten.
Und vielleicht ist es auch manchmal gut, an den guten alten Erinnerungen nicht rumzubasteln, sie zu lassen wie sie sind, und sie nicht zu ersetzen.
Udo Lindenberg ist da die Ausnahme, der wird im Alter immer besser und ich habe gesehen, dass Bad Religion wieder auf Tour sind- mit oder ohne Rollator? Das stand da nicht.

Fräulein Lindemann

 

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