Alter.

Wenn ich in Meg Ryans oder Melanie Griffiths Gesicht schaue, bin ich betreten.

Wo sind sie hin, die gutaussehenden, niedlichen, wunderschönen, zauberhaften Frauengesichter? Zurück bleiben nur hässliche Fratzen. Ach nein, Fratzen bewegen sich ja, hier bewegt sich leider nichts mehr. Ein erstarrtes Gesicht, mit aus der Form und über sich heraus gewachsenen Lippen. Einige sagen Schlauchbootlippen dazu. Unfair für das Schlauchboot, allerdings assoziiere ich mit Schlauchbootlippen eher Chiara Ohovens Oberlippe, die selbstverständlich auf gaaaar keinen Fall aufgespritzt wurde, sondern nur aufgrund der neuen Haarfarbe auf Fräulein Ohovens Kopf, ein klein wenig aufgeplusterter erscheint.

Cher ist da eher ein Kunstwerk. Außerdem achtet sie auf die korrekte Beleuchtung ihres Gesichts, was uns Zuschauern das ein oder andere entsetze “Oha“ und Stirnrunzeln erspart.

Was ist ok, und wo überschreitet man die Grenze des guten Geschmacks oder der gängigen Auffassung von Natürlichkeit?

Ich habe mir neulich „Augentrost“ gekauft. Der Beipackzettel und die Internetgemeinde schwören darauf, dass er „Horst Tappert- Gedächnistränensäcke“ mildert- also stark mildert- und kleine Falten und Schatten reduziert. Bestimmt kann der Augentrost noch mehr und eigentliche eine geheime Allzweckwaffe. Ist die Tube alleine im Alibert? Nein, natürlich nicht. In bin stark gefährdet Kumpels und Freunde dazu zu kaufen. Nur für die Augen? Quatsch, auch für die Stirnfalten, die Zornesfalte, ein ebenes Hautbild, gegen Cellulite und fehlende Feuchtigkeit, einen Porenverfeinerer, sowie Peelings und Hautmasken.

Jawohl, der Mann und ich haben einen großen Alibert und nicht nur die kleine Mädchenversion.

Jeden Morgen begutachte ich mein Gesicht und primel an meiner Haut herum. Wo noch nichts ist, schaffe ich es, in Nullkommanix etwas entstehen zu lassen.

Neulich im Hotelbadezimmer gab es diesen großartigen, super beleuchteten Vergrößerungsspiegel. Das ist ja mein persönlicher Traum. Der Mann lehnt so einen Spiegel zuhause ab, da er befürchtet, ich verlasse das Bad nicht mehr oder malträtiere mein Gesicht so sehr, dass er Schwierigkeiten hätte, mich wieder zu erkennen, oder mit mir das Haus zu verlassen.

Zurück zum Spiegel.

Ich, die alles kontrollierte, stellte mit großem Schrecken fest, da wächst tatsächlich ein graues Haar aus meiner linken Augenbraue. Nicht irgendein klitzekleines Minihaar. Nein, ein gefühlt 2 cm langes „Theo Weigel Augenbrauenhaar“, weiß wie Schnee, dick wie ein Baum und leicht gekräuselt wie eine Antenne abstehend.

Auf diese unvorhersehbare Situation nicht vorbereitet und keine Pinzette zur Hand versuchte ich mit spitzen Fingern diese kleinen Monster zu ziehen. Ging natürlich nicht. Es ragte weiterhin wie der Kölner Fernsehturm aus meinem Gesicht heraus und ich hätte problemlos Radio darüber empfangen können.

Schließlich versuchte ich es mit Seifenwasser um das Haar in den Rest der Braue zu integrieren, etwas zu verstecken und anzulegen. Ging so, der Versuch, aber ich hatte ja keine Wahl.

Reise ich zukünftig besser ausgestattet mit mehr Equipment, definitiv. Warum haben graue Haare nur diese narzisstischen Züge und wollen ständig und überall im Mittelpunkt stehen?

Morgen mache ich erst einmal einen neuen Termin in der Brow-Bar und hole mir professionelle Hilfe im Kampf gegen das Alter.

Ihr Fräulein Lindemann

 

 

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