DLF.

Ich erinnere noch gut, dass meine Mutter und ich meine Omi regelmäßig in der 1 ½ Stunden entfernten Kleinstadt im Weserbergland besuchten. Wir saßen in ihrem roten Käfer und ich war 13, vielleicht 14 Jahre alt.

Wie es Käfer nun mal so an sich haben, gab es neben 2 Dreh- Knöpfen (Scheibenwischer und Licht), einen Schieber, den mal wohl Heizung nannte, ein Radio mit ebenfalls 2 Dreh-Knöpfen und 5 kleinen Druckknöpfchen- LMMUU.

Mit moderner Musik hatte meine Mutter nicht zu tun, d.h. Madonna, a-ha, Foreigner & co sagten ihr gar nichts.

Wir hörten WDR 4 und meine Mutter wippte mit ihrem Kopf fröhlich mit.

OLDIES, eigentlich noch schlimmer: Schlager –Oldies! Für mich armen Teenager unerträglich. Was hatte ich mit Ronny, Roy Black, den Eagles und Scott McKenzie zu tun. (nein, meine Mutter hörte leider nicht  The Who, die Stones oder Jimi Hendrix)

Da meine Mutter das Auto fuhr,  und sie die ältere von uns beiden war (und ist), war sie die Bestimmerin. Keine Chance fürs Kind.

Kennen Sie das noch, Samstagabend NDR2 an (oder WDR2, BFBS oder B3), „der Club“ und die aktuellen Charts hören, die leere Kassette ins Kassettenfach schieben, schnell noch zurück spulen und auf ein vernünftiges Timing beim Runterdrücken der orangen Aufnahmetaste- Taste hoffen , immer mit der stillen Hoffnung, dass der Radiomoderator wenigstens so lange seinen Schnabel hält, wie das Lied läuft und nicht wieder blödsinnig reinquatscht.

Mein erstes eigenes Auto war ein froschgrüner Golf 1, leider im Dunkeln für 500,-DM gekauft und ich habe erst am nächsten Morgen festgestellt, dass es zwei unterschiedliche Froschgrün-Töne gibt, zumindest auf meinem Auto. Das Grün auf der Motorhaube, und das Grün vom Rest des Autos.

Aber ich hatte ein Radio mit Kassettendeck und…ich war die Fahrerin! Älter oder nicht, das war schnuppe, wenn noch wer anders im Auto saß.

Neue Regel: mein Radio- meine Musik.

Ich hörte NDR2, später FFN und Enjoy. Jahre später hörte ich in Berlin Kiss FM und STAR FM und irgendwann ins Rheinland zugezogen, war ich 1live Konsument.

Ich trällerte fröhlich alle aktuellen Lieder mit- Charts rauf und Charts runter. Die Moderatoren gehörten zur Familie, und ich wusste genau, wer wann welche Sendung moderierte.

Irgendwann nervten die Wiederholungen, beim 10. Mal David Guetta am selben Tag, fing ich an mit den Augen zu rollen, nach und nach erwischte ich mich, wie ich anfing Sender zu zappen.

Was war los? Warum wollte ich dieses eintönige bum, bum, bum und die Lieder, die alle miteinander verwandt hätten sein können, nicht mehr hören?

Ich switchte zu WDR2 und liebte es, die Lieder aus den 90ern und der Jahrtausendwende zu hören. Rock und Pop. Ich sang mit, und ich war textsicher.

Und ich war glücklich.

Wenn es mir jetzt manchmal zu doof im Radio wird, und Radio Head und Whitney die Stimmung nicht heben können,  dann…Trommelwirbel…und man glaubt es kaum, dann schalte ich DLF an und höre interessiert den Kommentaren und Themen der Woche zu, höre Gesellschaftskritische Reportagen und dann und wann höre ich Jazz und wirklich alte Rocksongs.

Die Kids finden das doof.

Meine Mutter auch.

 

Fräulein Lindemann

 

 

 

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