Wenn man lange genug, oder auch nur intensiv genug an etwas denkt, oder sich etwas anschaut (und ein wenig emphatisch ist) setzt es sich einfach im Kopf fest.
Bei mir funktioniert das super.
Schaue ich, wie eine eiskalte Coke getrunken wird, mit Wassertropfen an der Flasche, die zeigen, wie kalt und erfrischend die Cola jetzt ganz sicher ist, mit einer coolen Musik im Hintergrund, und der durchaus attraktiven Hauptperson im Vordergrund, die diese Cola gerade trinkt, läuft mir direkt das Wasser im Mund zusammen, und ich würde diese Cola vom Fleck weg kaufen.
So ist es auch mit dem Big Mac aus der Mc Donald´s Werbung, auch wenn ich mit absoluter Sicherheit weiß, dass der Burger im TV nicht das Geringste mit dem lieblos belegten Pappbrötchen aus der Realität zu tun hat. Ich bekomme Hunger und habe das Gefühl, ich kann mir ein Leben ohne ihn NICHT mehr vorstellen.
Sehe ich super schlanke Menschen in Sportsachen, steigt meine gedankliche Kondition von -10% auf 120%, ebenso schrumpft meine Kleidergröße um mindestens eine Größe nach unten, und mein Bauch gleicht weniger einem „Golden Ring“ sondern einem dezent definierten Waschbrettbauch.
So ein Gedanke, oder manchmal auch ein Wunsch- Gedanke in Richtung Universum, kann durchaus positive Auswirkungen haben, man muss sich nur an kleine Spielregeln halten:
- Das Universum kennt kein „nein“ und
- man muss präzise sein.
Das bedeutet, wenn man es nur richtig anstellt, bekommt man einen Parkplatz, der dann sogar groß genug ist für das Auto, das man gerade fährt, und man bekommt auch kein Straf-Ticket, weil man zu faul und zu geizig war und keinen Parkschein gezogen hat.
Manche Menschen nennen das aber auch einfach nur Glück.
Nun zu den unglücklicheren Auswirkungen. Denkt man zu lange über eine Person oder ein Wort im Allgemeinen nach, schummelt sich genau dieses Wort in den nächsten Satz. Doof nur, wenn man an Peter gedacht hat, aber Klaus vor einem steht.
Vor einigen Wochen saß ich todmüde, vom Jetlag geplagt, in einem amerikanischen Taxi, früh am Morgen, und wichtig, um meinen Zustand besser zu verstehen, ohne Kaffee und irgendwelcher Kohlenhydratzufuhren. Aus purer Langeweile, und damit ich mit keinem sprechen musste, wollte ich mich bei meiner Mutter über meine beiden mit mir im Auto sitzenden Kollegen auslassen, und ja, ganz ehrlich, lästern, und sie auf den neusten Stand- meinen ganz persönlichen -bringen.
Gespräche zwischen Müttern und Töchtern sind privat, und man darf alles sagen.
Ganz im Lästerwahn vertieft, schickte ich diese wirklich böse SMS auf ihren Weg.
Dann plötzlich der Adrenalinausstoß.
Panik.
Herzklopfen.
Das Hirn kann keinen geraden Gedanken mehr verfassen, außer der Frage: Hab ich das jetzt wirklich an eine mit mir im Taxi sitzende Person geschickt, anstatt an meine Mutter?
Und ich enttäuschte mich nicht- ich hatte.
Ich tue mich manchmal schwer psychosomatische Probleme ernst zu nehmen, hier kann ich nur sagen: es gibt sie, und meine machten sich mit Beklemmungen und Schnappatmung direkt bemerkbar.
So ein Fu…!
Was macht man in einer solchen Situation? Wo ist das Handbuch mit dem kleinen Regelwerk für diese Art von Misere hin, wenn es gebraucht wird?
Erst einmal Contenance bewahren. So tun als wäre alles ganz normal, selbstverständlich auch über seinen Chef zu meckern und für Begriffsstutzige dazu noch alles mit diversen Emoties (scheiß Langeweile- und meine Mutter gehört dieser Gruppe nicht an- selbstverständlich)) leicht verständlich zu untermalen, so dass vermutlich auch mein Chef, neuer Besitzer dieser besagten SMS, trotz fehlender Deutsch-Kenntnisse (aber großer Liebhaber von Google- Translation) eine Idee meiner Nachricht haben würde.
Nachdem sich meine Gesichtsfarbe wieder auf einen normalen Level eingependelt hatte, und von Knallrot wieder in einen gesunden Roséton wechselte, beugte ich mich zuckersüß nach vorne und trällerte (das war der Moment als der Chef entdeckte, dass eine neue SMS eingetroffen war), dass ganz versehentlich eine SMS an meine Mutter den falschen Weg genommen hatte, und die einfach ignoriert und gelöscht werden könne.
Man notierte dies mit einem Kopfnicken, und ich entschied nicht weiter zu insistieren, dies wäre zu auffällig gewesen, und würde vermutlich erst die durchaus schon in ausgeprägtem Maße vorhandene Neugier weiter wecken.
Im Office angekommen schlich ich auf die Damentoilette und rief meine Mutter an.
Die lachte erst einmal. Das war nicht hilfreich und verbesserte meine Situation nicht im Geringsten.
Im Kopf bin ich bereits verschiedene Möglichkeiten durchgegangen, mich dieser leidlichen SMS zu entledigen.
Ich trug ihr meine Eliminierungspläne vor. Diese waren recht unterschiedlich: die Pin auszuspionieren, das Handy zu knacken und die dämliche SMS zu löschen, oder gar das ganze Handy einfach verschwinden zu lassen. Weg- einfach weg…
Dinge lösen sich manchmal in Luft auf. Die Zigeuner waren es.
Meine Mutter riet ab, und im Nachhinein muss ich sagen: ein weiser Rat.
Was ist also zu tun, wenn der Gedanke so übermächtig wird, mich manipuliert und mich Sachen machen oder sagen lässt, die nicht geplant waren?
Aufstehen, Krönchen richten und weitermachen.
Und vielleicht irgendwann den Job wechseln oder einfach öfter anrufen.
Ihr Fräulein Lindemann