Der Dschungel.

Hat Sie auch das Dschungelfieber erfasst? Ich bin infiziert, und zwar schon seit Jahren.
Seit Jaaahren.
Alles fing vor 14 Jahren ganz harmlos an mit einer neu angekündigten Trash-Show. Die Werbe Einspieler taten ihr übrigens und ich war quasi „adicted“.
Ich wollte sehen welch b und c und d Promis sich in eine solche Show wagen würden.
Bisher nur „Big Brother“ gewohnt, und das Sehen von BB auch komplett abgelehnt, war meine Neugierde geweckt.
Wer will schon Möchtegernsternchen beim Duschen zuschauen, und wer will schon ihre herzzerreißenden Stories über Liebe & Co hören, die das Wort Fremdschämen wieder neu ins Rennen bringen?
Ich nicht, dafür war mir meine Zeit zu schade, bis, naja, bis eine blonde Moderatorin mit frechem Mundwerk, und ein kleiner dicker Mann mit verkorksten Proportionen, ein neues Zeitalter einläuteten: Das Dschungelcamp war geboren.
Und hier ging es um viel mehr: völliges Hosen runter lassen, Demütigungen, Peinlichkeiten, und bei all den Gegebenheiten zu schauen, wer mit der größten Würde dem Dschungel entkommen kann.

Wer war noch gleich beim ersten Mal dabei? „Anita- Sänger“ Costa Cordalis, dessen mittlerweile angeheiratete Bagage auch schon mitgemacht, und man staune, das aktuellste Krönchen erobert hat.

Wer noch?

Werner Böhm, übergewichtiger Ex-Klamauk -Sänger, eher bekannt unter „Gottlieb Wendehals“, irgendwie der Versenkung entkommen, leider völlig unbekannt für die Altersgruppe der 16-35-Jährigen Zuschauer.

Susan Stahnke, ehemalige Tagesschausprecherin, aber zu höherem wie Schauspielerei und Moderation berufen, mir allerdings nur noch als „Stehpisseure für Frauen- Promoterin“ im Gedächtnis.

Carlo Thränhardt. Leitathletiklegende, aber leider ohne genügend Aufmerksamkeit, und Daniel Kübelböck, DSDS Teilnehmer und Gurkenlaster-Crasher.

Ehrlich?
Ja, Ehrlich. Und herrlich.
Jedes Jahr im Januar wieder. Der Mann, als wir uns kennenlernten, eher auf seriöse Berichterstattung, Tatort und Akademiker freundliche Zeitungen fokussiert, ist über die Jahre in den voyeuristischen Bann gezogen worden – und ihm verfallen.

Ja, wir schauen gemeinsam, voller Leidenschaft und wir nehmen die Folgen auf, die wir aus zeitlichen Gründen nicht schauen können.

Aber warum?
Sind wir nicht genügend mit unserem eigenen Leben beschäftigt, macht es uns Spaß zu sehen wie sich Menschen in beschämende Situation bringen, Tier Genitalien essen, so dass ich beim Hinschauen schon anfange zu würgen?
Menschen, die alle ihre Stories erzählen wollen, weil wohl sonst keiner zuhört, die 11 Tage Aufmerksamkeit wollen, damit sie ganz kurz wieder den Schein von Wichtigkeit erhaschen.

Wer aber sind wir, die sich daran erfreuen. Erfreuen ist vielleicht zu viel gesagt,
nennen wir es mal: unterhalten.
Was sagt das über uns?
Sind wir auf Peinlichkeiten anderer aus? Sind wir von unserem eigenen Leben so gelangweilt? Geht es uns besser, wenn es anderen schlechter geht?
Erfreuen wir uns an Blamagen anderer? Vielleicht ein wenig, ehrlich gesagt, aber genauso muss ich lachen, wenn irgendjemandem etwas Doofes passiert, oder auch, wenn mir etwas Blödes geschieht.
Ist das Erklärung genug?
Dieses Jahr hat mich das Dschungelcamp enttäuscht.
Alles war harmonisch, alle nett zu einander, so dass der übertragende Sender, sicherlich kurz in Panik verfallen bezügliche der miesen Einschaltquoten, ein wenig Action einbauen musste.
Hier ein paar Zigaretten weniger, dort einige schwierigere Prüfungen- einfache Sache, zack, da ist die gute Laune dahin.
Der Mann und sich sind gelangweilt, vielleicht sind 14 Jahre genug, die Ausbeute an Halbsternchen ausgeschöpft und wir genug mit unserem echten Leben beschäftigt.

Mal sehen was als nächstes kommt, gestern habe ich kurz in „der Bachelor“ reingeschnuppert….

Ihr Fräulein Lindemann.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.