Man kann viel über Dänen sagen.
Zum Beispiele essen die Dänen gerne rote Hotdogs. Aber ehrlich gesagt, frage ich mich immer, wo gehen die Leute in den Pölser-Buden (Pölser= rote Dänische Wurst) hin, wenn sie mal müssen? Diese Frage ist bisher niemals eingehend und abschließend beantwortet worden. Hinzu kommt, dass vor 12 Jahren mal eine Reportage im Umlauf war, die beschrieb, dass an roten Dänischen Hotdogs, Spuren von Urin gefunden wurden.
Heißt das nun, das die Würstchenbudenmitarbeiter in ihre Würstcheneimer pinkeln, oder war es ein Messfehler, oder nur eine aufbauschend, reißerische und selbstverständlich falsche Reportage?
Das bleibt wohl unbeantwortet.
Aber weiter mit den Dänen. Wenn die Dänen essen, tun sie das durchaus sehr eigenwillig. Zumindest manche. Der Amerikaner im Allgemeinen lässt ja seinen linken Arm gerne vollkommen unter den Tisch fallen, wenn er sich wie ein 5-Jähriger zuvor sein Steak in mundgerechte Stücke geschnitten hat. Etwas, was der Mann und ich versuchen, dem 10- jährigen an unserem Esstisch, mühevoll abzugewöhnen.
Der Däne legt seinen Arm ganz bequem vor den Teller und umfasst die Gabel nicht wie einen Füller, sondern eher wie ein Stück Wachsmalkreide von ober her an.
Interessant wird es, wenn der Däne etwas zwischen den Zahnzwischenräumen hat. Ich meine Essensreste. Bei uns zu Hause ging man ins Bad und putzte seine Zähne. Unterwegs besuchte man die Toilette und entfernte halt irgendwie das störende Übel. Meine Mutter wäre im Dreieck gesprungen, hätte sie mich mit dem Finger im Mund erwischt.
In Dänemark nutzt man die auf jedem Tisch stehenden Zahnstocher. Zahnstocher, die in Italien beispielsweise nur zum Aufpieken der Oliven, oder des Zusammenhaltens der kleinen Leckereien verwendet werden. Der Däne benutzt, wenn der Zahnstocher nicht schnell genug zur Hand ist, auch seine Finger. Dänen sind flexibel. Wird besichtigt, was man gefunden hat? Ja, gerne. Wird es danach weiter verspeist? Selbstverständlich, warum auch nicht?
Mein empfindlicher Magen beginnt in solchen Momenten an zu brodeln, allerdings muss ich auch gestehen, dass obwohl ich über die Beschaffenheit meines Magens weiß, hinschauen muss. Unentwegt!
Dänen haben einen festgelegten Stundenlohn für jeden. Und der liegt so weit höher, dass man die Person, die das verdient, in Deutschland schon als Großverdiener bezeichnen würde. Niemand würde in Dänemark auf die Idee kommen, für 8 Euro die Stunde zu arbeiten. Bei 5,80 € würden sie schallend lachen, weil sie denken würden, man mache einen Witz.
Der Däne hat das schönste Design in Europa. Ja, die Italiener sind auch nicht schlecht und in Deutschland gab es auch ganz großartige Designer. Ich jedoch liebe die Dänische Architektur, die Möbel, das Glasdesign und die Mode.
Es gibt Unisex-Toiletten in Dänemark. Eine für alle. Ist das schlimm? Ich denke nicht. Vor vielen Jahren in einer Kneipe jobbend, und am Abend auch für die Abschlussreinigung der Toiletten zuständig (inklusive des Entfernens der letzten Koksreste auf den Keramikablagen unter den Spiegeln), kann ich bestätigen, dass Damentoiletten in einem viel, viel schlimmeren Zustand sind, als die Herrenklos.
Aber es ist trotzdem überraschend, wenn man gerade seinen Lippenstift nachzieht, dabei komische Mundgrimassen macht, und ein gutaussehender Typ den Toilettenvorraum betritt.
Dänen regen sich nicht über jeden Mist auf. Sie gehen pünktlich zum Mittagessen, und sie machen auch pünktlich Feierabend.
Sie sind tiefenentspannt, auch in heiklen Situationen. Als ich mal mit einem vollen Cocktailglas in einem Dänischen Club mit einer Frau zusammenstieß, sie mit meinem Mojito duschte und dachte, ich würde nun gesteinigt, hat sie auf meine 100 Entschuldigungen nur milde gelächelt und „ok“ gesagt, um dann weiter zu gehen, und sich die Minze und den Zucker aus den Klamotten zu waschen.
Die gleiche Situation irgendwo anders auf der Welt? Hamburg, München, Berlin? Riesiges Gezeter, Gemotze und Geschrei.
Was können wir von den Dänen lernen: Niemals unter Wert verkaufen, es gibt noch etwas anderes im Leben als den Job, Mittag zu essen ist wichtig und sich aufzuregen lohnt sich nur manchmal. Wenn was stört, muss es weg, sofort.
Ich trinke jetzt ein Carlsberg (trinken können die Dänen nämlich auch sehr gut) und sage „Skol“!
Ihr Fräulein Lindemann