Ich wiederhole mich.
Tut es mir leid? Nicht wirklich, denn ich denke, dass es ein Thema ist, das immer wiederholt werden muss.
Was ist nur los mit uns Frauen, und was ist los mit dieser, unsren Welt und unserem Verständnis für einander?
Da klagt eine Oma, weil auf den Überweisungsträgern „Kunde“ steht und nicht „Kundin“? Ernsthaft?
Haben unsere Gerichte nicht genügend wichtigere Dinge zu tun?
Sind das die Probleme, um die wir uns kreisen? Was ist mit Erderwärmung? Der Gefahr aus Russland, USA und der Türkei, … und vielleicht auch Nordkorea. Heute habe ich etwas über die Eisschmelze gelesen, und die Gefahr, dass 120 Millionen Tonnen Quecksilber freigesetzt werden könnten. Quecksilber ist übrigens ungesund. Das ist untertrieben. Quecksilber ist tödlich.
Müssen wir uns als Frauen über Feinheiten der deutschen Sprache aufregen. Es gibt jetzt im Familienministerium eine Abteilung für Gleichstellung. Es gibt auch eine für Ossis. Heißt das jetzt, Frauen und Ossis brauchen besondere Aufmerksamkeit, und brauchen weibliche Ossis doppelte Unterstützung.
Jetzt wird auch noch an der Nationalhymne herumgedoktert.
Ernsthaft? Was interessiert mich denn, ob es brüderlich heißt, oder nicht? Fühle ich mich ausgeschlossen, nein! Ich habe genug Selbstwertgefühl mich auch hier angesprochen zu fühlen, denn es geht um die Sache, nicht um den Penis. Schon lange nicht um Eier, denn wir alle wissen, dass Eier keine Frage des Geschlechts sind.
In Schweden darf man nur noch Sex miteinander haben, wenn dieses vorher schriftlich bestätigt und beide Parteien einvernehmlich zugesagt haben, mit Unterschrift.
Arme Generation.
Bin ich froh, dass meine Zeit anders war. Nicht so wie in den 60ern und auch nicht wie in den 70ern wo jeder mit jedem, … in einer Kommune (oder auch sonst wo), …drunter und drüber…Sie wissen schon.
Heute darf ein Mann nicht mal mehr nett sein, lächeln, die Tür aufhalten. Schwedinnen sind entrüstet, wenn ein Mann beim Date ihr Essen bezahlt. Ich nicht. Ich wäre beim Date entrüstet, wenn er es nicht täte.
Dann gibt es wieder die übergriffigen Männer, die, die Frauen antatschen, oder schlimmeres, weil sie in einer anderen Kultur großgeworden sind, und unsere Regeln nicht kennen (oder kennen lernen wollen) und nicht verstehen, eine modische Kleidung nicht unbedingt einer Einladung gleichkommt.
Wo ist das Mittelmaß, das Normale. Es gibt viele Bereiche in denen Überdurchschnittlich gut ist (Sex, Humor und Wein), oder auch unterdurchschnittlich einfach mies ist (Sex, Humor und Wein). Mittelmaß ist Mittelmaß, und damit mag man sich gar nicht anfreunden, aber warum eigentlich nicht? Warum brauchen wir immer Extreme? Weil wir es übertreiben und abdriften, den Bereich ausreizen müssen, ab ins Unerträgliche, mit allen Konsequenzen.
Jetzt müssen wir mit diesen Konsequenzen leben, immer und überall, an ganz überraschenden Momenten und manchmal nutzlos. Wo ist unser Selbstverständnis für das Durchschnittliche. Möchte ich noch mal jung ein, 20 Jahre jünger? (dann wäre ich 9 oder so…)
Nein, auf keinen Fall! Wo bliebe der Spaß? Der Spaß beim Trampen, beim Nacktschwimmen und beim Experimentieren? Beim Vorurteilabbauen.
Eines Nachts ist mein Auto auf der Autobahn liegen geblieben, mit Mühe und Not bin ich die nächste Ausfahrt runtergefahren. Zu der Nichthandyzeit war natürlich niemand erreichbar, es war auch schon 1 Uhr nachts, also entschied ich mich zu trampen.
Der erste Mensch, der mich mitnahm, war ein Mann und kam aus Nigeria, er fuhr in einem roten Sportwagen, sprach schlecht Deutsch, aber nahm mich mit. Er konnte mich nicht zu meinem Endziel bringen, wollte mir aber Busgeld geben, da ich ja noch weitermusste. Er bat mich, auf keinen Fall wieder zu trampen. Ich nahm kein Busgeld an, es fuhr auch kein Bus mehr und nach 24.00 gab es kein Geld am EC Automat, also trampte ich, mein Glück herausfordernd, weiter.
Ein klappriges Irgendwas hielt an, es war wohl ein Auto, und ich stieg ein.
Anschnallen ging nicht, der Gurt war kaputt, aber der freundliche polnische Mann erklärte mir, dass er vorsichtig fahren würde. Tat er, ermahnte mich, zukünftig nicht wieder zu trampen und wartete, bis ich tatsächlich auch an der Haustür, an der ich klingelte, hereingelassen wurde. Nur so zur Sicherheit.
Wann in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Welt so verändert?
Und welchen Beitrag haben wir geleistet? Noch viel wichtiger- was können wir tun um es wieder erträglich zu machen?
Ihr Fräulein Lindemann.