Eigentlich hatte der Mai die letzten 31 Tage einen fetten Anorak an und leider kein Sommertop.
Es war kalt, ungemütlich, regnerisch und oll.
Letzte Woche im Radio sagte irgendein Schlaumeier, der Mai wäre genauso ein Monat wie der April.
So ein Blödsinn!
Der April kann machen was er will, aber der Mai bringt gefälligst Sonne und ist nicht in der Therapiebedürftigen Sommerfindungsphase.
Regen macht depressiv, grauer Himmel und ungemütliche Temperaturen auch.
Ich bin nörgelig, das findet der Mann auch.
Mir fehlt eindeutig Vitamin D. Nach Blutentnahme und laut aktuellen Laborberichts: ihm auch. Allerdings in größerer Menge, so dass er es sogar substituieren muss.
Er ist nicht nörgelig.
Hmm… vielleicht wirkt Vitamin D- Mangel bei Männern und Frauen unterschiedlich?
Scheinbar.
Keine Sonne bedeutet aber auch: kein Rasen.
Der Mann hat unseren Rasen, der eigentlich gar nicht Rasen heißen dürfte, sondern Moosfläche, mit irgendeinem hochaggressiven Unkrautvernichter eingestreut. Dieses Zeug wird im OBI im „Waffenschrank“ versteckt, also muss es sehr stark wirken. Tage später war das Moos braun und tot, und hier und da linste ein grüner Grashalm aus unserer Minigrünfläche (Braunfläche…) heraus.
Er streute Rasen drüber, aber nichts passierte. Wie denn auch, ohne Sonne? Nun gut, vielleicht lag es nicht nur an der Witterung.
Der Vertikutierer unsere Freunde musste her.
Eine Stunde später waren wir stolze Besitzer eines innerstädtischen Ackers, auf dem wir wahlweise Kartoffeln oder Erdbeeren anpflanzen könnten.
Taten wir aber nicht.
Der Mann kaufte den besten erhältlichen Schattenrasen und war mittlerweile auch schon mit den Jungs der Gartenabteilung im OBI per Du.
Er säte aus, und wir waren voller Erwartungen.
Die Rasensamen sahen seltsam aus, knatschgrün und irgendwie ganz wenig Bio.
Jeden Tag wird und wurde gewässert, da sind wir strikt.
Allerdings scheint dieser giftgrüne Rasensamen eine bestimmte Anziehung auf die heimische Tierwelt zu haben, denn plötzlich besuchten uns Krähen, Tauben, Rotkehlchen…und alles fraß sich fröhlich in unserem Garten satt.
Das war ok, bis gestern.
Gestern nämlich, da saß ein dicker Vierbeiner, mit langem und dünnem Schwanz, auf unserem Rasen und fraß einfach unsere Rasensamen auf.
Nein… leider kein niedliches Mäuschen, sondern eine fette Ratte mit Kulleraugen und schlechten Ohren. Als ich nämlich empört an die Fensterscheibe klopfte (von innen, denn so recht wollte ich nicht auf die andere Seite der Terrassentür, meine Freundin, die neben mir stand, übrigens auch nicht…) machte dieses nicht eingeladene Nagetierchen überhaupt keine Anstalten seinem Fluchtreflex nachzukommen.
Das tat sie erst, als ich die Terrassentür öffnete und drohte, persönlich vorbei zu kommen.
Sie ging.
Nicht wirklich angsterfüllt, und kurz danach schaute sie auch schon wieder ganz frech über das Bangkirai hinweg in unsere Richtung, nur um zu checken, ob wir noch da sind.
Wir waren da, und ganz ehrlich, das war sehr respektlos und quasi eine Kampferöffnung!
Und wie wir da waren, … der Gartenschlauch auch.
Die Besuchsfrequenz war regelmäßig, immer passend zum Frühstück, allerdings nicht bei nassem Rasen, den schien sie nicht so sehr zu mögen.
Heute Nachmittag kam sie zum Zwischensnack vorbei und hat sich dann ganz schnell untern Strandkorb versteckt als sie uns bemerkte, hier jedoch hat sie nicht mit dem Besen und dem Wumms, den so ein Besen in Kombination mit einem Strandkorb machen kann, gerechnet.
Sie floh. Erst nur recht halbherzig. Dann war jedoch die Jagt eröffnet, und der Garten wurde verteidigt. Ich habe unseren Garten verteidigt!
Sie floh in Richtung Maisfeld. Bisher ist sie nicht zurückgekommen.
Der Mann kommt morgen von seinem Vatertagsausflug zurück, und ich gebe die Verantwortung gerne ab.
Eine Ratte ist mehr Männersache (an den Mann: kann man überall nachlesen)!
Habe ich schon erzählt, dass ich in Bad Pyrmont geboren wurde?
Das liegt 20km von Hameln entfernt…
Sie kennen doch die Geschichte?
Ihre Rattenfängerin
Sehr schöne Geschichte!!